Mit 58.2% Ja hat das Schweizer Volk am 21. Mai 2017 nach einem harten Abstimmungskampf erfreulich deutlich Ja zur Energiestrategie 2050 gesagt. Damit war ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur Energiewende getan. Der Kampf wird allerdings weitergehen, da einige Gegner der Wende anhaltenden Widerstand gegen weitere Schritte leisten.
Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie SSES freute sich über die deutliche Zustimmung zum revidierten Energiegesetz. Das Resultat vom 21. Mai 2017 zeigte deutlich, dass die Schweiz ihre Energiezukunft nachhaltig gestalten und auf einheimische Energieträger setzen will. Hier wird die Solarenergie eine wichtige Rolle spielen. In der Umsetzung der Strategie wird es weiterhin den Einsatz der SSES brauchen, die seit über 40 Jahren auf die nun verabschiedeten Ziele hingearbeitet hat.
Eines hat der Abstimmungskampf, der mit harten Bandagen geführt wurde, gezeigt – auch mit diesem klaren Ja des Stimmvolkes ist die Energiewende in der Schweiz kein Selbstläufer. Einige der Gegner haben bereits angekündigt, dass sie nicht an der Lösung der anstehenden Herausforderungen mitarbeiten, sondern sämtliche weiteren Schritte bekämpfen wollen. Dies obwohl viele Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien bereits vorhanden und ausgereift sind und nur darauf warten, flächendeckend eingesetzt zu werden. Dank den weiterhin sinkenden Preisen in der Solarbranche, den Anschubfinanzierungen, wie sie im neuen Gesetz vorgesehen sind, und den neuen Voraussetzungen für grosse Photovoltaikanlagen wird der Zubau nach dem Entscheid des Schweizer Volkes neue Fahrt aufnehmen.
Mit Information und Beratung oder auch der Unterstützung von Selbstbaugenossenschaften wird die SSES ihren Beitrag leisten, damit die Solarenergie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen kann. Information ist notwendig, wie sich beispielsweise in den Hunderten von Kommentaren auf der Facebookseite der SSES während des Abstimmungskampfes gezeigt hat. Was beispielsweise an Vorstellungen über die Photovoltaik bezüglich Kosten, Umweltbelastung und Nachhaltigkeit in einigen Köpfen herumgeistert, ist oft weit von der Realität entfernt. Aussagen in Onlinekommentaren wie «für die Schweiz völlig ungeeignet», «zu teuer», «umweltschädlich» oder «inneffizient» zeigen, dass der Informationsbedarf immer noch sehr hoch ist.
Die Argumente für die Strategie
Fakten zur Energiewende
die Ressourcen von Kohle, Öl, Gas und Uran, auf welchen unsere gesamte Energieversorgung (Wärme, Treibstoffe, Strom) zum grössten Teil noch beruht sind endlich
die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas sowie der Betrieb von Kernkraftwerken (Stichwort Krypton 85) erwärmen das Klima und erhöhen das CO2 in unserer Atmosphäre
die Schweiz ist in grossem Masse vom Ausland abhängig: über 70 % der verbrauchten Primärenergie wurde im vergangenen Jahr in Form von Öl, Gas und Uran aus dem Ausland bezogen
Ja zu den Erneuerbaren
Die Energiestrategie baut neben der Energieeffizienz auf die Versorgung mit zuverlässiger, erneuerbarer und bezahlbarer Energie. Investitionen in Erneuerbare Energiequellen sind Investitionen in die Zukunft. Die Energiestrategie übernimmt dafür Verantwortung: Mit einer zeitlich limitierten, marktnahen Förderung von erneuerbaren Energieanlagen. Die Stromproduzenten müssen ihren Strom selber vermarkten und erhalten eine Prämie, die sich an den Gestehungskosten abzüglich des Marktpreises orientiert. Diese Prämie wird aus dem Netzzuschlag gespeist, der neu um max. 0.8 Rp./kWh erhöht werden kann.
Ja zu einheimischer Energie
Die Schweizer Wasserkraft generiert bei den Investitionen und im Betrieb einen sehr hohen Anteil der Wertschöpfung im Inland. Gleiches gilt für Biogas, Solar- und Erdwärme, Holz und Windkraft. Auch bei der Photovoltaik liegt die Wertschöpfung mehrheitlich in der Schweiz. Planung, Installation und Wartung der Anlagen werden von Schweizer Firmen ausgeführt. Solarpanels aus Schweizer Produktion sind auf dem Markt.
«Geld bleibt hier» konkret:
Die Schweiz importiert pro Jahr Energie im Wert von rund 10 Milliarden Franken (Erdöl, Uran etc.).
Der Verdienst aus importierten Energieträgern geht ins Ausland: Beim Strom profitieren namentlich europäische Dreckstromproduzenten von Kohle und AKW – alle politischen Lager sind sich seit der Atomausstiegsinitiative einig, dass dies nicht der Weg sein kann. Bei Öl und Gas sind es Länder wie Libyen, Russland, Kasachstan, Nigeria oder Aserbaidschan. Das macht Diktatoren noch mächtiger und Oligarchen noch reicher, Regionen werden destabilisiert, Flüchtlingsströme erhöht.
Die Energiestrategie stärkt die Produktion von einheimischer, erneuerbarer Energie. Die Abhängigkeit vom Ausland sinkt, die Versorgungssicherheit steigt.
Ja zum inländischen Gewerbe
Die Energiestrategie ist ein guter Deal für den Arbeitsstandort Schweiz:
Durch das Gebäudeprogramm – gefördert von Bund und Kantonen – wurden 2014 Bau-Investitionen von 700 Millionen Franken ausgelöst. 5000 zusätzliche Arbeitsplätze profitieren. Die Energiestrategie stärkt das Gebäudeprogramm.
Bauunternehmen, Elektroinstallateure, Gebäudetechniker, Betreiber von Wasserkraftwerken aber auch Bauern, Förster, Holzverarbeiter oder Ingenieure profitieren. Und das in allen Kantonen der Schweiz, denn die Installation und Wartung der Systeme braucht regionale Arbeitskräfte.
Die Wissens-, Innovations- und Exportnation Schweiz profitiert durch die Planungs- und Investitionssicherheit, welche die Energiestrategie 2050 bringt. Neue Lösungen im Energie- und Effizienzbereich sind weltweit nachgefragt. Die Schweiz ist hervorragend aufgestellt, um hier wertvolle Marktanteile zu sichern.
Der Allianz «Schweizer Wirtschaft für die Energiestrategie 2050» gehören Unternehmen und Unternehmer an, die Arbeit und Einkommen für tausende Familien in der Schweiz schaffen. Gemeinsam engagieren sie sich für die Energiestrategie.
Ja zur Energieeffizienz
Effizienz ist im Interesse der Wirtschaft und unseres rohstoffarmen Landes. Die Energiestrategie setzt Effizienz-Ziele, schafft Anreize.
Effizienzsteigerung ist realistisch, denn Elektrogeräte werden immer effizienter. Obwohl der Gerätebestand in den letzten dreizehn Jahren 46% zugenommen hat, reduzierte sich deren Stromverbrauch im gleichen Zeitraum um 455 GWh pro Jahr (-5.9%). Dies zeigt eine im Auftrag des Bundesamts für Energie durchgeführte Analyse der verkauften Elektrogeräte in der Schweiz.
Zusätzlich zum Gebäudeprogramm sind Investitionen in Gebäude, die dem Energiesparen dienen, sowie Rückbaukosten für Ersatzneubauten künftig steuerlich abzugsfähig. Sie können über insgesamt drei Steuerperioden abgezogen werden. Davon profitieren die Immobilienbesitzer, die Umwelt und das lokale Gewerbe.
Effizienter werden auch unsere Autos. Die Autoimporteure müssen die CO2-Emissionen von neuen Personenwagen in den nächsten 5 Jahren auf durchschnittlich 95 g CO2/km reduzieren. Wie dieser Durchschnitt erreicht wird, ist den Importeuren freigestellt. Dank diesem System konnten bereits in der Vergangenheit die Emissionen pro Kilometer massiv reduziert werden – ohne dass die Käufer davon etwas gemerkt hätten.
Ja zur Wasserkraft
Die Wasserkraft ist das Fundament der Schweizer Stromversorgung. Laufwasserkraftwerke liefern jederzeit zuverlässig Bandenergie. Flexible Speicherkraftwerke insbesondere in den Bergen liefern zusätzlich Strom, genau dann, wenn wir ihn brauchen. Dank der Umgestaltung des Fördersystems wird die Wasserkraft in der Schweiz effizienter und umweltverträglicher gefördert. Davon profitiert auch das Berggebiet. Mit einer befristeten Marktprämie verschafft die Energiestrategie zudem Grossanlagen, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken, den notwenigen Spielraum.
Ja, weil die Gegner keine Alternativen anbieten
Die Schweizer Atomkraftwerke sind ins Alter gekommen. Mühleberg wird 2019 vom Netz gehen. Die anderen Werke stehen öfter still und werden dem Beispiel Mühleberg mittelfristig folgen. Dies auch, weil sie schlecht rentieren. Neue AKW in der Schweiz sind keine Alternative. Dafür lassen sich weder Investoren noch Standorte finden. Das geplante neue AKW Hinkley Point in Grossbritannien braucht Subventionen von 50 Milliarden Schweizer Franken (Tendenz steigend) und einen garantierten Abnahmepreis (eine Art KEV) von 12 Rp/kWh während ganzen 35 Jahren. Der Abnahmepreis ist fast dreimal so hoch wie der aktuelle Strommarktpreis. Dazu kommen noch ein Inflationsausgleich sowie Bürgschaften für sämtliche Darlehen und nicht gedeckte Entsorgungs-, Stilllegungs- und Versicherungskosten.
Die Energiestrategie ist ein guter Deal
Die Energiestrategie erhöht den Netzzuschlag von 1.5 auf 2.3 Rp/KWh. Eine durchschnittliche Familie bezahlt jährlich 40 Franken mehr als heute. Heute bezahlt dieselbe Durchschnittsfamilie 75 Franken Netzzuschlag pro Jahr, neu wären es 115 Franken pro Jahr (Zahlen vom BFE). Diese Kosten sind sinnvolle Investition in die Zukunft. Alle Behauptungen, es kämen mehr Kosten auf uns zu, sind Phantasiezahlen.