Laut der Agentur für Erneuerbare Energien sind in Deutschland bisher lediglich 13,2 Prozent der installierten Anlagenleistung aus Erneuerbaren Energien in Besitz von Gewerbebetreibenden. Dabei gibt es in unserem nördlichen Nachbarland rund 3,5 Millionen Unternehmen, die einen Beitrag zum Ausbau der Photovoltaik leisten könnten
Pressedienst/Redaktion
Der Energiebedarf von rund 3,5 Millionen Unternehmen – in Kombination mit grösseren Gebäudekomplexen und entsprechenden Dach- sowie Gewerbeflächen – bieten in Deutschland ein enormes Potenzial für den Ausbau der dezentralen Energieerzeugung durch Photovoltaik, schreibt IBC SOLAR in einer Mitteilung. Sie könnten von einem solchen Ausbau auch beim Ansehen bei den Kunden profitieren. «Neben der Wirtschaftlichkeit von Solarstrom und der Energieunabhängigkeit achten immer mehr Unternehmen auf ihre Ökobilanz, denn die Nachhaltigkeit von Produkten, Marken und Unternehmen wird auch bei den Konsumenten ein immer stärker ausschlaggebendes Kriterium», bestätigt Dr. Stratis Tapanlis, Director Commercial Energy Systems bei IBC SOLAR. «Wir haben viele Kundenbeispiele, bei denen sich zeigt, wie die verschiedenen Argumente für den Einsatz von PV und Energiespeicher zusammenspielen.»
Solarstrom spart Kosten
Wie viel Stromkosten man mithilfe von selbst erzeugtem Solarstrom einsparen kann, zeigt sich beim Polstermöbel-Spezialisten Ponsel. Seit mehr als 90 Jahren produziert die Firma hochwertige Polstermöbel. Heute arbeiten rund 200 Mitarbeiter in der Fertigung des Familienbetriebs. Bei der Stromerzeugung setzt der Möbelproduzent mithilfe einer PV-Dachanlage auf Eigenproduktion. Mit einer installierten Leistung von 99 kWp auf einer Dachfläche von 930 m2 produziert das Unternehmen rund 87 000 kWh Strom im Jahr.
Der Strom, den die Solaranlage auf dem Dach des Firmengebäudes erzeugt, wird hauptsächlich für Nähmaschinen, elektrische Cutter und die Beleuchtung in der Produktion eingesetzt. Da das Unternehmen rund die Hälfte seines benötigten Stroms selbst produziert, halbiert sich entsprechend auch die Stromrechnung. Insgesamt spart der Familienbetrieb damit jährlich etwa 30 000 Euro an Stromkosten.
E-Ladeinfrastruktur als Anstoss
Zusätzlich zum Argument der Stromkosten und der Ökobilanz gibt es natürlich auch branchenspezifische Entwicklungen, die eine Umstellung des Energiekonzepts im Unternehmen anstossen können. Beim Autohaus Dresen war die geplante Errichtung einer E-Ladeinfrastruktur ausschlaggebend. Die E-Ladeinfrastruktur des Autohauses mit insgesamt acht Ladesäulen, darunter eine 50kW Schnellladesäule, benötigt bei einer zeitgleichen Nutzung aller Stationen unter voller Leistung rund 193kW. Der vorhandene Stromanschluss kann hingegen nur eine maximale Leistung von 150kW bedienen. Das Betreiben der Ladestationen wäre somit nicht möglich und ein künftiges Hinzufügen von weiteren E-Ladepunkten undenkbar gewesen. Die Lösung brachte schließlich ein individuelles und komplexes PV-Komplettsystem. Neben der reinen PV-Anlage mit sechs Wechselrichtern und einer Jahreserzeugung von circa 135 000 kWh, beinhaltet die Anlage einen Energiespeicher mit einer Leistung von 88 kW und einer Speicherkapazität von 131 kWh, acht Ladesäulen und ein Energiemanagementsystem (EMS). Mit der Kombination aus PV-Eigennutzung und Speicher entlastet das Autohaus auch das öffentliche Stromnetz.
Grün auf ganzer Linie
Der Gärtnerei- und Konfektionsbetrieb Herrmann Kräuter baut auf eigenen Freilandflächen und in Gewächshäusern Schnittkräuter an. Jede Woche liefert das Unternehmen 200 Tonnen frisch geschnittene Kräuter an Großkunden. Klassische Gewächshäuser hatten bisher durch ihren hohen Stromverbrauch für das Belichten, Beheizen und Bewässern. Hinzu kam der Stromverbrauch für das Kühlen der frischen Kräuter und für die Verpackungsmaschinen. Und das nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht.
Herrmann Kräuter suchte nach einer ganzheitlichen Energielösung, mit möglichst wenig Strombezug aus dem öffentlichen Netz. Aufgrund des hohen Energiebedarfs rund um die Uhr, installierte das Unternehmen eine PV-Anlage mit einer Leistung von 416 kWp und zusätzlich einen modular erweiterbaren Speicher mit einer Kapazität von 207 kWh. Gesteuert wird die Anlage über ein Energiemanagementsystem, welches sowohl den starken Stromverbrauch, die PV-Anlage, als auch das bereits vorhandene Blockheizkraftwerk in Einklang bringt. Der Kräuterproduzent mit rund 340 000 kWh selbst produziertem Solarstrom weitgehend unabhängig von steigenden Strombezugskosten.
«Wir sehen im Gewerbebereich eine deutliche Bewegung hin zur unabhängigen Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien. Allein von Januar bis April 2021 lag der Zubau an PV-Anlagen im Gewerbe bei mehr als einem Drittel des Gesamtwerts für 2020. Für Unternehmen, die diesem Trend bereits folgen, sind nicht nur wirtschaftliche Faktoren ausschlaggebend, sondern sie profitieren vielfach auch von positiven Effekten bei ihrer Positionierung im Hinblick auf eine ressourcenschonende Produktion», ergänzt Dr. Tapanlis. Vorteile wie die Unabhängigkeit vom Stromversorger, tiefere Stromproduktionskosten und ökologische Vorteile, welche den Kunden überzeugen können, lassen sich vollumfänglich auch auf Gewerbebetriebe in der Schweiz übertragen.