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Unabhängiger werden vom Stromversorger

Am Donnerstag sind die Tesla Powerpack erstmals an ein KMU in der Schweiz geliefert worden, zu Allenbach Holzbau und Solartechnik in Frutigen.

Die Allenbach Holzbau und Solartechnik AG nimmt die Energiewende in die eigenen Hände. Als erstes KMU der Schweiz installiert der Solarholzbauer ein Tesla Powerpack in seinem Betrieb.

Beat Kohler

Während in den sozialen und klassischen Medien der Kampf um die Energiestrategie 2050 in die Schlussrunde geht, baut man in Frutigen schon jetzt an der Energiezukunft. Bei der Allenbach Holzbau und Solartechnik AG will man die Energieversorgung noch stärker in die eigenen Hände nehmen als bisher. Dafür baut das Unternehmen als erstes KMU der Schweiz eine Tesla Powerpack ein, einen Batteriespeicher der rund 100 Kilowattstunden Strom speichern kann. Diesen Produziert der Solarholzbauer mit seiner 53 Kilowatt Photovoltaikanlage seit 2011 auf dem eigenen Dach. «Wir wollen unabhängiger werden vom Stromversorger und dessen Preispolitik», erklärt Unternehmer Marc Allenbach die Hauptmotivation für diese Installation. Ein weiterer Hauptgedanke ist, das notwendige Wissen für die Installation solcher KMU-Speicher aufzubauen. Denn Allenbach ist überzeugt – für KMU mit einem Verbrauch der über 50’000 Kilowattstunden pro Jahr liegt lohnt sich eine solche Investition.

Spitzen brechen

Wenn es in erster Linie darum ginge, den Eigenverbrauch zu optimieren, dann wäre der Speicher, der diese Woche noch längerer Wartezeit von Tesla geliefert wurde, zu klein. «Wir wollen mit der Anlage in erster Linie ein sogenanntes ‚peak shaving‘ betreiben», erklärt Ueli Grossen, der als Projektleiter Solar bei Allenbach für die Umsetzung des Projektes verantwortlich ist. Es geht also darum die Spitzen in der Stromproduktion und im Verbrauch zu brechen und so bei einem sich abzeichnenden Leistungstarif des Energieversorgers günstiger wegzukommen. Dadurch könnten Allenbachs später auch mithelfen, Regelfunktionen im Stromnetz zu übernehmen und am sogenannten Regelmarkt teilnehmen.

Inselbetrieb

Doch das ist nicht das einzige, was die Anlage können wird: Sie soll auch im Inselbetrieb funktionieren. Das heisst, bei einem Stromausfall im Netz, will der Betrieb mit dem eigenen Strom weiterarbeiten können. «Dazu waren viele Vorabklärungen mit der BKW und auch mit dem Eidgenössisches Starkstrominspektorat ESTI notwendig», erklärt Grossen. Sowohl für den Gesetzgeber, wie auch für die Energieversorger sei dies noch Neuland und viele Gespräche seien notwendig. Allenbach und Grossen sind aber zuversichtlich, dass das Projekt gelingt.

Gewichtige Partner

Neuland ist diese Art von Speichernutzung und der Einbindung ins Stromnetz auch für Tesla, wie Allenbach erzählt. «Wir sind aber seitens Tesla auf grosses Interesse gestossen und spüren das auch.» Letzen Herbst hat er den Speicher bestellt. Nach einer gewissen Verzögerung habe sich Tesla gemeldet und nach einer ersten Anzahlung sei man die sich stellenden Herausforderungen gemeinsam angegangen – auch schon in Sitzungen mit den Top-Vertretern von Tesla in Deutschland und den Niederlanden. Damit der Inselbetrieb stabil funktionieren kann, braucht es vor allem einen sehr leistungsstarken Wechselrichter, der den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt und sowohl die Spannung als auch die Frequenz hält. Dafür wurde ein 50 Kilowatt Wechselrichter installiert. Bei Anlagen in einem Einfamilienhaus kommen Geräte mit einer Leistung von ungefähr 5 Kilowatt zum Einsatz.

«Wie die verschiedenen Komponenten untereinander verschaltet werden müssen, damit das funktioniert, macht letztlich aber nur 20 Prozent der Arbeit aus», so Allenbach. Viel entscheidender sei die Steuerung der Anlage. Für deren Entwicklung kann sich der Solarholzbauer auf einen lokalen Partner verlassen, auf die Firma ElektroLink von Jürg Grossen. Nachdem die Speicher nun geliefert worden sind, wird jetzt die Installation und die Testphase anlaufen. «Wir gehen davon aus, dass wir den Speicher ab August wie vorgesehen nutzen können», so Allenbach. Dann werden nebst seinem Betrieb auch noch eine Schreinerei und ein Architekturbüro auf dem Areal in dieses System eingebunden sein.

Autarkie vorerst zweitrangig

Mit dem Batteriespeicher kann der Betrieb unter Volllast gut eine Stunde betrieben werden. Scheint die Sonne, so ist der Speicher innert rund zwei Stunden wieder gefüllt. Stehen die vielen Maschinen beim Holzbauer still und hängt nur das Büro an der Batterie, so kann dieses mehrere Tage mit Strom versorgt werden. «Die Speicherkapazität ist später ausbaufähig», hält Ueli Grossen fest. Eine grössere Autarkie sei im Moment noch nicht an erster Stelle gestanden. Dennoch wird der Betrieb seinen Eigenversorgungsgrad mit der Installation von heute 25 auf rund 50 Prozent steigern. Genügend Strom für noch mehr Selbstversorgung wäre vorhanden. Die rund 50’000 Kilowattstunden, die jährlich auf dem Dach produziert werden, entsprechen in etwa dem Jahresverbrauch auf dem gesamten Areal.

Bereit sein für den Markt

Für diese Pilot-Installation investiert Allenbach rund 100’000 Franken, also rund 1000 Franken pro Kilowattstunde. «Dieser Preis sollte bei 300 bis 400 Franken liegen», ist sich Allenbach bewusst. Mit dem Wissen, dass man sich mit der Pilotanlage aneigne und auch durch die sinkenden Preise bei den einzelnen Elementen der Anlage sei dies aber möglich. Und schliesslich will das Unternehmen als Pionier auch profitieren können, wenn es seine Lösung anderen KMU anbietet und dadurch einen Wissensvorsprung hat. «Wir bieten nur Dinge an, die wir selber ausprobiert haben. Das haben wir schon bei den PV-Anlagen und den kleineren Einfamilienhausspeichern wie der Tesla Powerwall oder der Fronius Solar Battery so praktiziert», erklärt der Unternehmer.

Dass Allenbach nun auch beim KMU-Speicher auf Tesla setzt hat einerseits mit seiner Faszination für dieses Unternehmen zu tun und andererseits auch davon, dass man vom positiven Image des innovativen Auto- und Batteriebauers profitieren kann. Allenbach ist überzeugt, dass insbesondere im KMU-Bereich das Interesse an einem höheren Eigenverbrauch für Energie ab dem eigenen Dach in naher Zukunft stark steigen wird. Nun hofft er, dass mit dem revidierten Energiegesetz die Leitlinien für die Branche klar gesetzt werden, auch wenn er nicht davon ausgeht, dass sich dies stark auf die Nachfrage auswirken wird. «Wer sich mit der Anschaffung einer solchen Anlage befasst, wird sich von der Energiestrategie 2050 weder abschrecken noch beflügeln lassen», glaubt Allenbach.