Der Krieg in der Ukraine und aktuell der Krieg in Gaza sorgen für anhaltende Unsicherheiten auf den Energiemärkten. Dies gilt nicht nur für Öl, Gas und Strom. Auch Pellets konnten sich diesem Sog nicht entziehen. Letzten Winter sind die Preise auch aufgrund der grossen Nachfrage nach Pelletheizungen sprunghaft angestiegen. Für diesen Winter ist die Preisentwicklung bei Pellets wieder wesentlich stabiler.
Text: Beat Kohler
2022 kam es in der Pelletbranche zu grossen Verwerfungen und Preissteigerungen. Über Jahre wurden Pelletheizungen angeboten mit dem Argument, dass die Pelletspreise einerseits günstiger seien als Erdöl und auch wesentlich stabiler. Bis letzten Herbst stimmte das auch. Der Heizölpreis unterliegt seit Jahren grossen Schwankungen, weil er auf Veränderungen in der Weltpolitik und der Weltwirtschaft rasch reagiert. «Im Gegensatz zu dieser stets angespannten Entwicklung ist das Heizen mit Holzpellets durch den stabilen Pelletspreis günstig und sicher», wirbt zum Beispiel ÖkoFEN Schweiz. Pellets hätten in den letzten 20 Jahren einen enormen wirtschaftlichen Vorteil gebracht. Trotz steigenden und schwankenden Öl- und Gaspreisen in den letzten Jahren sei der Preis für Holzpellets auf konstant niedrigem Niveau geblieben. Doch diese Betrachtung stimmte eben nur bis zum Herbst 2022. Auf einmal stiegen auch die Preise für Pellets sprunghaft an. Der Branchenverband proPellets.ch begründete dies unter anderem mit dem heizintensiven Winter 20/21, der Coronapandemie und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Dies habe zu einer vorübergehenden Verknappung von Holzpellets und damit zu Hamsterkäufen auf dem Weltmarkt und entsprechenden Engpässen geführt. Diese Beobachtung bezüglich Nachfrage und Preis galt übrigens nicht nur für Pellets, sondern auch für Brennholz. Auch hier stellte man angesichts der angekündigten Strommangellage eine überdurchschnittliche Nachfrage und damit eine massive Preissteigerung fest.
Mehr Pelletheizungen verbaut
Wichtiger Treiber der Preise bei den Pellets war auch die enorme Nachfrage nach Pelletheizungen. Gemäss proPellets.ch stiegen im Jahr 2022 viele Schweizer Haushalte von Gas- oder Erdölheizungen um auf Pellets. Der Verband Holzfeuerungen Schweiz verzeichnet bei Pelletheizungen im Vergleich zum Vorjahr eine Zuwachsrate von rund 30%. Diese enorme Zunahme, gekoppelt mit der grossen Angst der Anlagebesitzenden vor weiteren Preisanstiegen, führte letztlich zur praktischen Verdoppelung der Preise für Pellets. Händler konnten nicht wie gewohnt liefern, und Produzenten ihre Lagerbestände nicht füllen. Es war nicht klar, ob genügend Pellets vorhanden waren. Wie bei anderen Energieträgern auch, liess dies die Preise rasch in die Höhe schnellen. Die gleichzeitig stark steigenden Strom- und Treibstoffpreise trieben die Preisspirale weiter in die Höhe, indem sie Produktion und Transport von Pellets verteuerten.
Engpässe konnten überbrückt werden
Das grosse Glück im letzten Herbst war, dass sich dank dem sehr milden Herbst und dem noch späteren Winterbeginn die Situation bei der Versorgung stark entspannte. Zudem versuchten die beiden Branchenverbände, proPellets.ch und Holzfeuerungen Schweiz, mit koordinierten Massnahmen Gegensteuer zu geben. Die Produktion von Holzpellets wurde laufend gesteigert. In der Schweiz wurden mit 367 000 Tonnen Pellets rund 13,5% mehr produziert als 2021. Verkauft wurden 434 000 Tonnen. Eine wichtige Massnahme war der Import von Pellets um eine mögliche Mangellage im Winter 2022/23 zu verhindern. Gemäss proPellets.ch wurden etwas mehr als 100 000 Tonnen Pellets importiert, wobei mehr als 90% aus den umliegenden Ländern Deutschland, Österreich, Frankreich sowie aus Belgien stammten. Schweizweit werden im laufenden Jahr neue Pelletsproduktionsanlagen und grosse Lager für Holzpellets geplant. Zudem wurden neue, moderne Lieferfahrzeuge bestellt, um die Kunden zeitnah zu versorgen. «Mit diesen konkreten Massnahmen sind wir künftig weniger den Versorgungs- und Preisschwankungen des Weltmarktes ausgesetzt und können die Nachfrage in der Schweiz gut abdecken», erklärte Peter Lehmann, Präsident proPellets.ch. Die Branche verhehlt auch nicht, dass die hohen Preise geholfen haben, Investitionen zu tätigen. «Der höhere Preis ermöglichte bei vielen Betrieben einen Produktionsausbau oder Investitionen in die Logistik», schreibt proPellets.ch.
Nachfrage bleibt anhaltend hoch
Trotz der Preiskapriolen scheinen sich Pelletfeuerungen nach wie vor grosser Beliebtheit zu erfreuen. «Pelletheizungen sind sehr beliebt – die Kunden haben die Vorteile dieser Form des Heizens erkannt», erklärt Konrad Imbach, Geschäftsführer des Verbands Holzfeuerungen Schweiz. Anlagen mit Leistungen zwischen 20 und 50 kW, die typischerweise in Ein- und Mehrfamilienhäusern eingesetzt werden, sowie Anlagen mit 50 bis 100 kW, die in Überbauungen eingesetzt werden, konnten im Vergleich den höchsten Zuwachs verzeichnen. Wie die Zahlen für 2023 aussehen, ist noch nicht bekannt. Es wird sich zeigen, ob sich die hohen Preise Ende 2022 auswirken. Die Branchenverbände gehen auch in diesem Jahr von einem Mehrverkauf an Pelletheizungen aus. Klar ist, dass Pellets bei den Kunden beliebt sind, insbesondere, weil sie den Komfort einer Ölheizung versprechen, gleichzeitig aber als umweltfreundlich gelten, da Heizen mit Holz CO2-neutral ist. Dennoch dürfte sich die weitere Preisentwicklung beim Brennstoff Pellets auf die Nachfrage auswirken. Doch auch bei anderen Energieträgern sind die Preise nach wie vor deutlich höher als vor dem Krieg in der Ukraine. So gehen unter anderem die Stromversorgungsunternehmen auch für 2024 von einer Preiserhöhung aus.
Preise im Herbst 2023 stabil
Da auch diesen Herbst die Temperaturen extrem hoch waren und die Temperaturrekorde im Wochentakt gebrochen wurden, hat dies sicher die Nachfrage nach Brennstoffen nicht angetrieben. Wie Anita Niederhäusern, Herausgeberin pelletpreis.ch, in ihrem Marktkommentar im Oktober ausführte, haben die überdurchschnittlich warmen Temperaturen zusammen mit den Vorhersagen für einen milden Winter aufgrund des Wetterphänomens El Niño dazu geführt, dass die Preise für Pellets anders als im Vorjahr nicht in die Höhe schnellten. Eine Tonne Pellets kostete im Oktober durchschnittlich 499.40 Franken, damit war sie nur gerade 0,5% teurer als im September. Pellets waren damit rund 25% günstiger als im Oktober 2022 (CHF 661.30/t). Im November hat sich der Preistrend nach unten fortgesetzt und lag bei 497.50 Franken. «Das könnte jedoch die Pelletsproduzenten, -händler und -lieferanten wirtschaftlich in Bedrängnis bringen, denn um die Versorgungssicherheit im Winter garantieren zu können, sind deren Lager gut gefüllt – allerdings mit relativ teurer Ware», heisst es im Kommentar von pelletpreis.ch.
Holz könnte in Zukunft rar werden
Die grosse Sorge der Schweizer Waldbesitzer ist und bleibt das Thema Klimawandel. Die Hitze dieses Sommers und dieses Herbstes sowie die Trockenheit, die auch letzten Winter ausgeprägt war, haben auch dem Wald grossen Schaden zugefügt. Sehr hohe Temperaturen Ende August haben in der Schweiz innerhalb einer guten Woche in vielen Regionen die Bäume so belastet, dass sich die Blätter der Laubbäume braun färbten. Ob diese Bäume die kommenden Jahre überstehen, ist alles andere als gewiss. Gemäss den Zahlen von WaldSchweiz fielen in der Schweiz im Mittel der letzten fünf Jahre rund 980 000 Festmeter Schadholz an. Dies entspricht ungefähr 20% der gesamten Nutzung. Mit den Hitzeereignissen dürfte dieser Anteil weiter steigen. Das zeigt auch ein Blick auf unser nördliches Nachbarland, das in vielen Gebieten unter grösserer Trockenheit gelitten hat. Der Schadholzanfall in Deutschland lag im Mittel der letzten fünf Jahre dort bei rund 50 Millionen Festmeter, dies entspricht über 60% der gesamten Nutzungsmenge. Was kurzfristig eine hohe Holzernte verspricht, könnte mittelfristig aber eine Verknappung von Holz bedeuten. Kommt hinzu, dass parallel die Nachfrage nach Bauholz steigt, was den Druck auf das Energieholz und damit auf die Preise zusätzlich erhöhen könnte. Für die Gebäudebesitzenden würde dies eigentlich bedeuten, dass sie in die Dämmung ihrer Gebäude investieren müssten, um den Wärmeverbrauch zu senken und damit unabhängiger von Preiserhöhung bei den Brennstoffen zu werden, aber auch um einen Beitrag an den Klimaschutz und damit den Schutz der Wälder zu leisten.