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Solarstrom-Potenzial erst in 262 Jahren ausgenützt

Erst in 262 Jahren wird das Schweizer Solarstrom-Potenzial vollständig ausgeschöpft sein, nimmt der Zubau konstant zu. Die Potenzial-Ausnützung ist kantonal sehr unterschiedlich ausgeprägt. Grafik: WWF Schweiz.

Wenn die Schweiz so weitermacht, wird sie ihr Potenzial für Solarstrom auf den Dächern erst in 262 Jahren ausgeschöpft haben, so eine neue Studie. Der WWF unterstreicht – darum gelte es beim Zubau der Solarenergie nun endlich aus dem Schatten zu treten. Gemeinden müssen faire Bedingungen für Solarstromproduzierende bieten.

Pressedienst/Redaktion

Eine Studie der geoimpact AG hat die Ausnützung des Schweizer Solarstrom-Potenzials pro Gemeinde und Kanton untersucht. Zudem wurden die Zahlen, mit denen von der letzten Auswertung im Jahr 2017 verglichen. Die Daten der letzten drei Jahre, 2017 bis 2019, zeigen eine Steigung der Ausnützungsrate von 0.37% pro Jahr. Damit erweisen sich die Resultate als brisant: Wenn die Schweiz weitermacht, wie bisher, wird sie erst in 262 Jahren ihr Potenzial für Solarstrom auf Dächern voll ausnutzen. «Wir haben auf den Schweizer Dächern ein noch fast unangetastetes Potenzial, um den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas zu ermöglichen. Die Daten zeigen eindeutig: Dieses wird weiterhin nicht genutzt», sagt Myriam Planzer, Projektleiterin Energiewenden beim WWF Schweiz.

Hintergrund zur Auswertung

Die Analyse wurde vom Team der geoimpact AG auf der Plattform Swiss Energy Planning durchgeführt. Das Unternehmen geoimpact AG entwickelt und betreibt die Plattform SEP – eine schweizweite Plattform für Gebäude und Energie. EnergieSchweiz unterstützt zusammen mit dem Digital Innovation Office BFE das Projekt. Die Auswertung vergleicht das Potenzial auf gut geeigneten Schweizer Dächern (nationales Solarkataster BFE) mit Daten zur effektiven Nutzung. Die bestehenden Anlagen setzen sich aus allen PV-Anlagen zusammen, die vor dem 1. Januar 2020 entweder über die kostenorientierte Einspeisevergütung (KEV) oder die Einmalvergütung (EIV) angemeldet waren. Zusätzliche Details zur Auswertung finden sich hier.

Potenzial den gesamten Schweizer Stromverbrauch zu decken

Für die Berechnung des wirtschaftlich sowie technisch realisierbaren Potenzials wurden alle Dachflächen verwendet, die von Swisstopo erfasst worden sind (Stand Oktober 2019), bezüglich des PV-Potenzials mindestens „gut“ geeignet sind und eine Grösse von über 10 Quadratmetern aufweisen. Dabei wurde von einem durchschnittlichen Belegungsgrad von 70 % und einem Modulwirkungsgrad von 17 % ausgegangen. Das resultierende PV-Potenzial für die ganze Schweiz beträgt rund 55.0 Gigawatt Peak (GWp). Die daraus zu erwartende korrespondierende Energieproduktion liegt bei 54.2 Terawattstunden (TWh) pro Jahr. Dies entspräche in etwa dem aktuellen Schweizer Stromverbrauch oder einem Drittel des gesamten aktuellen Energieverbrauchs in der Schweiz. Doch Ende 2019 betrug die gesamthaft installierte PV-Leistung in der Schweiz nur 2.13 Gigawatt Peak (GWp). Die daraus zu erwartende korrespondierende Energieproduktion liegt bei etwa 2.20 Terawattstunden (TWh) pro Jahr.

Ziele verfehlt

Die Energiestrategie des Bundes gibt für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ohne Wasserkraft (PV-Anlagen, Kehricht- und Holzverbrennungsanlagen, Windenergieanlagen, Biogasanlagen) für das Jahr 2035 einen „minimalen“ Zielwert von 11.4 TWh pro Jahr, resp. 24.2 TWh für 2050, an. Gemäss dem Monitoring-Bericht wird der Hauptteil dieser erneuerbaren Energien voraussichtlich von PV-Anlagen stammen. Nehmen wir an, dass im Jahr 2035 65 % und im Jahr 2050 80 % dieser erneuerbaren Energien aus PV-Produktion stammen, kommen wir auf die Zielwerte 13.7 % PV-Ausnützung im Jahr 2035 und 35.7 % PV-Ausnützung im Jahr 2050. Bei dem aktuellen Zuwachs der Ausnützungsrate würde der Zielwert für 2035 erst im Jahr 2046 und der Zielwert für 2050 erst im Jahr 2106 erreicht. Mit anderen Worten, um den Zielwert 2035 zu erreichen wäre eine rund doppelt so hohe Zubaurate und um den Zielwert 2050 zu erreichen eine rund dreimal so hohe Zubaurate nötig.

Als Vorbild vorangehen

Der WWF Schweiz ruft die Entscheidungsträger der Gemeinden dazu auf, den Bau von Solaranlagen voranzutreiben. Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz brauchen attraktive Rückliefertarife und Förderbedingungen. Nur so werden sie dazu ermutigt, Solaranlagen zu installieren. «Die guten Resultate einzelner Gemeinde bestätigen, dass es möglich ist, den Zubau der Solaranergie voranzutreiben. Wir rufen die Entscheidungsträger der Gemeinden dazu auf, den Bau von Solaranlagen voranzutreiben. Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz brauchen attraktive Bedingungen für Solaranlagen.», ermutigt Planzer Gemeinden die Solarenergie aktiv zu fördern.