Ende August war der Grüne Zürcher Baudirektor Martin Neukom für den Spatenstich zum Autobahnzubringer in Ottenbach, am Mittwoch zur Feier 10 Jahre Energieregion Knonauer Amt in Mettmenstetten. In seiner spontanen Ansprache verband er die beiden Anlässe und begrüsste das Projekt der Standortförderung zur Überdeckung der A4 mit Solarpannels.
Bernhard Schneider/Redaktion
Die Energieregion Knonauer Amt wurde 2010 unter der Führung des damaligen Standortförderers, Charles Höhn, gegründet. Heute wird sie, unter Mitwirkung des Gründers, vom heutigen Standortförderer, Johannes Bartels, mit zahlreichen Projekten weiter vorangetrieben.
Hightech für Oldtimer
Vor dem eigentlichen Festakt in der Werkhalle der Fritz Hess AG in Mettmenstetten, wurde direkt beim Bahnhof eine «Smartflower» eingeweiht, deren Solarzellen sich immer am Sonnenstand ausrichten. Standortförderer Johannes Bartels bezeichnete die Anlage als treffendes Geschenk für die Energieregion: Der Basler Ingenieur Jürg Widmer war von den Tagen der Sonne Knonauer Amt vor zwei Jahren derart angetan, dass er sich entschied, der Region eine «Smartflower» zu schenken. Leider konnte er deren Einweihung nicht mehr erleben, da er inzwischen verstorben ist. Sein Geschenk dreht sich stets nach der Sonne, ist in der Lage, sich bei starken Winden selbst zusammenzufalten, um nicht beschädigt zu werden. «Die Energieregion strahlt zumindest bis nach Basel aus», stellte Johannes Bartels fest. Die Anlage ist vorerst beim Bahnhof Mettmenstetten aufgestellt, wo sie unter anderem die Oldimer von Karl Ott mit Strom versorgt. Das älteste Elektroauto aus seiner Sammlung ist 120-jährig.
Wegweisende Rolle der Standortförderung
Der Präsident der Standortförderung Knonauer Amt, Marcel Strebel, begrüsste Regierungsrat Martin Neukom und bedankte sich bei all jenen Leuten, die viel Energie in die Energieregion investierten und noch immer investieren, um sie aufzubauen und weiter zu entwickeln. «Mir war die hiesige Energieregion schon vor meiner Wahl in den Regierungsrat ein Begriff», meinte Baudirektor Martin Neukom, und schmunzelnd fügte er bei: «Die Smartflower hat mich beeindruckt, ich bin ja auch für die Biodiversität verantwortlich.» In nur zehn Jahren sei enorm viel geschehen. 2010 war Martin Neukom wissenschaftlicher Assistent an der Zürcher Hochschule in Winterthur, forschte im Bereich Solarzellen und war Präsident der Jungen Grünen. «Das war eine andere Zeit: Drei Rahmengesuche für Kernkraftwerke standen im Raum, beim Thema Klimaschutz dachte man vor allem an einen effizienteren Einsatz fossiler Energien. Was die Region Knonauer Amt 2010 gestartet hat, passt eher zur heutigen als zur damaligen Zeit. Sie sind Ihrer Zeit zehn Jahre voraus!» Als wegweisend bezeichnete es Neukom, dass die Energieregion Knonauer Amt Teil der Standortförderung ist. Dies zeige, dass die ganze Region hinter der Idee stehe. Es sei wichtig, nachhaltige Energie mit regionalen Ressourcen herzustellen. Es sei wichtig, dass die Standortförderung die Verbesserung der E-Bike-Verbindungen an die Hand nehme. Die Energieberatung führt dazu, dass bei einem Haus-Um- oder -Neubau von Beginn weg an Energie gedacht werde. Und mit dem Projekt der Überdeckung der A4 mit Solarzellen spiele das Knonauer Amt eine Pionierrolle: «Ich bin ja kein Autobahnfan, aber die Überdeckung von 3,3 Autobahnkilometern mit Solarzellen würde jährlich 40 Gigawattstunden produzieren. Dies wäre die grösste Solaranlage in der Schweiz.»
Abhängigkeit von Erdölstaaten reduzieren
Der Initiator der Energieregion Knonauer Amt, Charles Höhn, blickte auf die Entstehungszeit zurück: Die 14 Gemeinden erarbeiteten 2003 ein Leitbild und verabschiedeten es einstimmig, mit dem Ziel, sich nicht zu einem zweiten Limmattal zu entwickeln. Eine Folge dieser Arbeit war die Einrichtung der Standortförderung, die von Beginn weg das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verfolgte. Höhn wurde als erster Standortförderer gewählt und zusammen mit einer Arbeitsgruppe der FDP des Bezirks Affoltern, «sie hören richtig, Herr Neukom, der FDP», seien die Grundlagen der Energieregion entwickelt worden. Ein grosser Wurf war der regionale Solarkataster von 2013, der von privaten Hausbesitzern und von Gemeinden als Planungsgrundlage kostenlos genutzt werden darf. «Wir sind auf der Sonnenseite», meinte Charles Höhn. 2012 wurde die regionale Energie-Beratung aufgebaut, seit 2014 werden regionale Elektromobilitätstage durchgeführt, seit 2018 die Tage der Sonne Knonauer Amt. Im selben Jahr nahm auch das Wissens-Zentrum die Arbeit auf und führt Kurse für Kinder und Erwachsene im Bereich Energie durch. Mittlerweile sei der Anteil an erneuerbarer Energie im Knonauer Amt doppelt so hoch wie in der ganzen Schweiz, der regionale Gesamtverbrauch in den letzten zehn Jahren um 19 Prozent gesunken: «Das reduziert unsere Abhängigkeit von unsicheren Erdölstaaten und hält die Wertschöpfung in der Region.» Dass die Energieregion Knonauer Amt Modellcharakter aufweist, ist auch dem WWF nicht entgangen, der die hiesigen Aktivitäten mit Geldern aus einer Stiftung unterstützt.