Die Axpo hat den Sicherheitsnachweis für das AKW Beznau I, das im Moment nicht am Netz ist, eingereicht. Bei Energie- und Umweltorganisationen stösst das Vorgehen auf Unverständnis.
Pressedienst/Redaktion
Wie die Axpo heute mitteilt, hat das Kernkraftwerk Beznau (KKB) dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI den Sicherheitsnachweis für Block 1 eingereicht. Die Prüfungen und Analysen entlang der vom ENSI akzeptierten Roadmap hätten mit positiven Ergebnissen abgeschlossen werden können, schreibt die Axpo. Sie zeigten, dass die im Frühsommer 2015 gefundenen Unregelmässigkeiten «keinen sicherheitsrelevanten Einfluss» auf die Materialeigenschaften des Reaktordruckbehälters hätten. Schon heute könnte Beznau I durch den Zubau von neuen erneuerbaren Energien ersetzt werden, welche nicht solche Risiken mit sich bringen. Die Axpo will aber den Reaktor wieder anfahren. «Die Integritätsnachweise belegen eine ausreichende Sicherheitsmarge für einen Betrieb von 60 Jahren», schreibt die Axpo.
«Absolutes Neuland»
«Die Axpo betritt absolutes Neuland mit ihrem Vorgehen beim Sicherheitsnachweis», sagt Stefan Füglister, Atomexperte für Greenpeace Schweiz. Die Beznau-Betreiberin wolle mit Tests an einer Nachbildung eines Teils des beschädigten Herzstücks der Anlage nachgewiesen haben, dass das älteste AKW der Welt wieder in Betrieb gehen kann. «Ich bezweifle stark, dass diese und andere Massnahmen einer kritischen Betrachtung standhalten», sagt Füglister.
Unabhängig vom Ausgang der Atomausstiegsinitiative betrachte eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung das älteste AKW der Welt zu recht als ernst zu nehmendes Risiko, schreibt die Schweizerische Energiestiftung SES. Doch die Axpo übergehe diese Ängste und wolle das Experiment in Beznau fortsetzen – Defizite und ungelöste Atommüllentsorgung hin oder her. Die Axpo, die zu 100% der Schweizer Bevölkerung gehört, zeige sich «blind und taub gegenüber jeglicher Kritik und will die bereits ausgepresste Zitrone bis zum letzten Tropfen ausquetschen», so die SES.
Transparenz gefordert
Der Sicherheitsnachweis liegt nun bei der Aufsichtsbehörde ENSI zur Prüfung. Greenpeace Schweiz fordert die Experten von ENSI und des eigens eingesetzten internationalen Fachgremiums auf, dabei höchste Sorgfalt walten zu lassen. «Das Schicksal des angezählten AKW Beznau I – und damit unter Umständen das Schicksal der Schweiz – liegt in den Händen einiger wenigen eingeweihten Experten des Ensi», hält auch die SES fest. Wichtig sei ein transparentes Verfahren erklärt Greenpeace Schweiz und fordert, dass die Axpo vor einer allfälligen Wiederinbetriebnahme sämtliche Unterlagen auch Experten ausserhalb von ENSI und des Fachgremiums zur kritischen Prüfung vorlegt. «Ein Entscheid von solcher Tragweite darf nicht hinter verschlossenen Türen gefällt werden», betont Atomexperte Füglister.