[ 18. November 2024 ]
Nicht nur an Lithiumbatterien wird geforscht; in der Schweiz gibt es verschiedene Firmen, die andere Energiespeicher voranbringen wollen. Die Green-Y Energy AG bringt nun einen neuen Kompressor auf den Markt, der die Speicherung von Energie mittels Druckluft vereinfachen will. Wann daraus ein fertiges Speichersystem wird, ist offen. Eine Pilotanlage ist seit letztem Jahr in Betrieb, und eine weiter soll 2026 folgen.
Text: Beat Kohler
Wer seine eigene Versorgungssicherheit erhöhen will, der ist momentan fast gezwungen, auf Lithiumbatterien zu setzen. Die einzige wirklich marktreife Variante ist das Speichern von Wärme in Form eines grossen Speichertanks. Im Bereich Wasserstoff gibt es erste Möglichkeiten wie das Heimspeichersystem der deutschen Firma HPS, das in der Schweiz noch nicht erhältlich ist (siehe Ausgabe 4). Dabei gibt es neue Ansätze, die sogar ohne seltene Erden oder andere belastende Stoffe auskommen. Den Markt zu erobern, ist aber schwierig.
Mehr als nur warme Luft
Eine Variante zur Energiespeicherung ist Druckluft. Vor fünf Jahren hat die Bayrische Firma 2-4-Energy einen Kompressor vorgestellt, der Luft, ohne zu überhitzen oder zu vereisen, verdichten und entspannen kann. Damit könnte Energie mittels Druckluft sehr günstig auch saisonal gespeichert werden. Doch seither herrscht Funkstille. Nun hat eine Schweizer Firma ein ähnliches Projekt vorgestellt. Die Green-Y Energy AG mit Sitz in Hasle bei Burgdorf in der Schweiz hat eine weitere Investitionsrunde über drei Millionen Schweizer Franken abgeschlossen. Mit dem Kapital wird der Markteintritt mit einem neuartigen Druckluft-Energiespeicher für Gebäude und Industrie vorangetrieben, den Green-Y entwickelt hat und produziert. Nach einer Entwicklungsphase von vier Jahren hat Green-Y im Jahr 2023 eine Pilotanlage mit einer Gesamtkapazität von 100 kWh realisiert. Die Anlage speichert PV-Strom eines Gewerbeareals und dient der Optimierung des Eigenverbrauchs.
Auch bei diesem System kommt es zur Erwärmung der Luft bei der Verdichtung und zur Abkühlung beim Entladen. Bei der Kompression entstehe Wärme bei einer Temperatur von bis zu 60°C, die für die Warmwasseraufbereitung oder als Prozesswärme eingesetzt werden könne. Und beim Entladen des Speichers sinke die Temperatur auf bis zu 3°C – von Vereisung spricht Green-Y Energy nicht. Bewerkstelligt wird dies mit neuen sogenannt ölfreien Kompressoren, die im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Mit einem solchen Kompressor wurde ein erstes Pilotprojekt zur Energiespeicherung realisiert. «Wir werden voraussichtlich im Jahr 2026 das zweite Energiespeicherprojekt im SIPBB in Biel umsetzen», erklärt Dominique Brüngger von Green-Y Energy auf Anfrage. Die Anlage im Switzerland Innovation Park Biel/Bienne (SIPBB) soll in Zusammenarbeit mit dem Swiss Battery Technologie Center (SBTC) ein Leuchtturm in der Druckluftspeichertechnologie werden. Dies mit dem Ziel, die Technologie weiter zu entwickeln und marktfähig zu machen. «Der Druckluft-Energiespeicher von Green-Y ist wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll, wenn die Speicherung der elektrischen Energie mit der Nutzung der Wärme oder Kälte kombiniert wird. Deswegen eignen sich Druckluftspeicher insbesondere für Quartiere, grössere Bürogebäude und die Industrie», ist Christian Ochsenbein, Leiter des SBTC, zuversichtlich. Ein Druckluft-Heimspeicher «made in Switzerland» wird angesichts des vorgelegten Zeitplans aber noch auf sich warten lassen. Ab nächstem Jahr wird zumindest der notwendige Kompressor erhältlich sein.
Kampf für die Salzbatterie
Ein weiteres Schweizer Projekt, dass sich auf dem Markt etablieren will, ist die Salzbatterie der Battery Consult AG in Meiringen. Es gehe «in grossen Schritten Richtung Markt», erklärt CEO Elisabeth Mostofi, die die Leitung des Unternehmens vor einem Jahr übernommen hat. Noch wird die Batterie aber nicht in Serie produziert. Mit dem Konkurs der innovenergy AG, die über Jahre in Zusammenarbeit mit der Battery Consult wertvolle Beiträge zur Entwicklung von Energiespeicherlösungen geleistet hat, gab es im September zudem wenig erfreuliche Neuigkeiten. Mit einem neuen Auftritt auf LinkedIn macht das Unternehmen aber intensiv Werbung für die Salzbatterie. Und per 1. Oktober hat das Unternehmen mit Torsten Korsinek einen neuen Leiter Produktion und Infrastruktur angestellt, der die Markteinführung nun beschleunigen soll. Dabei soll der Schwerpunkt auf grösseren Speichereinheiten, die als Quartierspeicher dienen können, liegen. «Ich bin gespannt darauf, unsere innovativen Salzbatterieprodukte vor Ort zu industrialisieren und weiterzuentwickeln, um erfolgreich in die Serienproduktion einzusteigen und den Markt zu erobern», so Korsinek.