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Raiffeisen bohrt in die Tiefe

Foto: salcom.biz

Vor der Raiffeisenbank in Bischofszell entsteht ein hunderte Meter tiefes Bohrloch. Es ist die Grundlage für ein schweizweit neuartiges Klimasystem, mit dem die Bank CO2-neutral heizen und kühlen kann.

Pressedienst

«450 Meter sind das Ziel», sagt Bankleiter Rolf Müller. So tief soll der Bohrer vor dem Hauptgebäude der Raiffeisenbank Zihlschlacht-Muolen-Bischofszell im Bischofszeller Schützengütli-Quartier ins Erdreich vordringen. Die Bauarbeiten starteten am Dienstag, 8. August. Das Loch ist die Grundlage für ein neu entwickeltes Klimasystem.

Die Sonne hilft mit

Das System trägt den Namen «2SOL». «Grundsätzlich funktioniert es ähnlich wie eine Wärmepumpe», erklärt Müller. Der entscheidende Unterschied ist die Tiefe des Bohrlochs. In 450 Metern Tiefe kann die eingesetzte Sonde wesentlich mehr Wärme aufnehmen als eine herkömmliche. Mit dieser Mehrwärme kann noch besser umweltfreundlich geheizt werden. Das bedeutet auch, dass beim Bau des Bankgebäudes weniger Dämmmaterial notwendig war und damit «graue Energie» eingespart werden konnte. Das Gebäude «atmet» besser. Im Sommer lässt sich die Funktionsweise des Klimasystems umdrehen. Dann wird warmes Wasser ins Erdreich geleitet, wo es Wärme abgibt und zur Kühlung der Raumtemperatur wieder nach oben kommt – «wie bei einem Kühlschrank», fügt Müller an. Verstärkt werde der Effekt durch die Hybridkollektoren auf dem Dach. «Im Sommer leiten sie die Wärme aus der Sonnenbestrahlung zurück ins Erdreich, wo das Gestein erhitzt und für den Winter regeneriert wird. Diese Wärme kann in der kalten Jahreszeit wieder zum Heizen genutzt werden.» Von den Hybridkollektoren stammt auch die Energie zum Antrieb der Wärmepumpen. Das System funktioniert also CO2-neutral.

Mut für neues

Ursprüngliches Ziel war, das Klimasystem schon während der Bauphase des Bankgebäudes zu errichten. Aufgrund diverser Materialtests – die Sonde besteht nämlich aus einer neuartigen Membran, die dem Druck in 450 Metern Tiefe standhält – kam es zu Verzögerungen. Natürlich hätte er sich das anders gewünscht, sagt Müller. Aber man sei sich bewusst gewesen, dass bei einem Pionierprojekt nicht alles rund laufe. «Diesen Mut braucht es, wenn man etwas bewegen will.» Trotzdem wägt Rolf Müller das Risiko ab. Deshalb entsteht vorläufig erst eines von drei notwendigen Bohrlöchern. Es gebe nämlich keine 100-prozentige Garantie, dass die Tiefe von 450 Metern auch wirklich erreicht werde. Der Bohrmeister sei aber sehr zuversichtlich. Läuft alles wie geplant, werden sechs bis acht Wochen später die beiden anderen Löcher gebohrt. Bereits eingereicht hat die Raiffeisenbank Zihlschlacht-Muolen-Bischofszell ihre Bewerbung für den Thurgauer Energiepreis 2017. Rolf Müller ist sich sicher, dass in solchen Klimasystemen die Zukunft liegen kann.