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Parlament macht CO2 in der Schweiz zum Rohstoff

Foto: Beat Kohler

Das Parlament will die Herstellung von synthetischen Treibstoffen in der Schweiz fördern und hat eine entsprechende Motion überwiesen. Wer CO2-neutralen und in der Schweiz hergestellten Treibstoff einsetzt, kann künftig reduzierte CO2-Emissionswerte im Rahmen der Flottenemissionsregelung anrechnen.

Pressedienst/Beat Kohler

Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat der Motion Böhni zugestimmt. Damit dürfen künftig Betreiber, Importeure und Hersteller von Fahrzeugen, welche mit synthetische, CO2-neutralen und in der Schweiz hergestellten Treibstoffen betankt werden, reduzierte CO2-Emissionswerte im Rahmen der Flottenemissionsregelung anrechnen. «Dies stellt einen wichtigen Schritt auf dem Weg in eine klimafreundliche Mobilität dar, die auf den Säulen Elektromobilität, Effizienzsteigerung und Power-to-Gas aufbauen muss», erklärt Der Verein Clean Fuel Now, dessen Präsident Altnationalrat Thomas Böhni ist, in einer Stellungnahme. Clean Fuel Now fordert den Bundesrat auf, die Anrechenbarkeit synthetischer Treibstoffe so schnell wie möglich in die CO2-Gesetzgebung und ihre Verordnungen zu integrieren.

Bundesrätliche Kritik

Die Motion wurde gegen den Widerstand von Energieministerin Doris Leuthard überwiesen. «Ziel der CO2-Emissionsvorschriften ist eigentlich eine Steigerung der Energieeffizienz bei den Fahrzeugen, und nicht einfach ein Wechsel von fossilen Treibstoffen auf alternative Treibstoffe», erklärte sie im Ständerat. Zudem gebe es technisch hohe Umwandlungsverluste. Die Herstellung von Wasserstoff brauche dreimal und die Herstellung von synthetischem Gas sogar achtmal mehr Strom als wenn dieser direkt in einem Elektrofahrzeug zum Einsatz käme. «Wenn man die gesamte energetische Bilanz anschaut, sieht man, dass es insofern nicht unbedingt Sinn macht, jetzt diese synthetischen Treibstoffe zu fördern», so Leuthard.

Bei den Urhebern der Motion hingegen verbreitet man Zuversicht. Die CO2-neutralen synthetischen Treibstoffe ermöglichen laut Clean Fuel Now eine «weitgehend klimaneutrale Mobilität, bei der die bestehenden Infrastrukturen und PKWs genutzt werden können». Dadurch könnten die Klimaziele im Mobilitätsbereich auf einfache Art und Weise wesentlich unterstützt werden.

Bis zu 80 Prozent weniger CO2

CO2-neutrale synthetische Treibstoffe werden unter anderem mittels Power-to-Gas/Liquid aus Wasser und rezykliertem CO2 hergestellt, welches aus der Atmosphäre oder aus dem Abgasstrom entsprechender Emittenten, beispielsweise Biomethan-Anlagen oder Klärwerken, abgeschieden wurde. Dadurch entsteht bei ihrer Verbrennung ein geschlossener Kohlenstoffkreislauf, der ohne fossile Kohlenstoffquellen funktioniert. Bei der Wasserelektrolyse sowie der Abscheidung des CO2 kämen nur erneuerbare Energien zum Einsatz, erklärt Clean Fuel Now: «Dadurch werden netto praktisch keine CO2-Emissionen verursacht». Beim aktuellen Stand der Technik seien bei Verwendung dieser Kraftstoffe in Fahrzeugen und bei Betrachtung im Rahmen einer Lebenszyklusanalyse schon CO2-Reduktionspotentiale von mehr als minus 80% erreichbar.

Chance für die erneuerbaren Energien?

Clean Fuel Now geht davon aus, dass solche Technologien den Ausbau erneuerbarer Energiequellen sowie die Rentabilität der bestehenden Wasserkraftwerke unterstützt. Dies schaffe einen neuen Markt für erneuerbaren Strom und einen Langzeitspeicher für die stark fluktuierenden natürlichen Energiequellen wie Wasser, Sonne und Wind – unter anderem auch für den Energiebedarf im Winter. Die Forderung nach der Anrechenbarkeit wird laut Clean Fuel Now konsequenterweise von einem breiten Bündnis aus Verbänden vom WWF bis economiesuisse, aber auch von Unternehmen wie Swisscom, Audi und anderen unterstützt.