SubPagesTopPicture

Neue Märkte erschliessen, Potenziale nutzen

Foto: Beat Kohler

Mit der Sonne lässt sich nicht nur Strom, sondern auch Wärme produzieren. Obwohl Solarwärme besonders geeignet wäre, um fossile Energiequellen zu ersetzen und damit einen Beitrag gegen die Klimakatastrophe zu leisten, steht sie deutlich weniger im Rampen licht als die Photovoltaik zur Stromproduktion.

Pressedienst

Die Hälfte unseres Energieverbrauchs und 40% unseres CO2-Ausstosses werden durch den Wärmeverbrauch verursacht. Zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen aus der Ratifizierung des Pariser Klimaprotokolls muss die Schweiz deshalb massgeblich den Verbrauch von Öl und Gas für Raumwärme, Wassererwärmung und industrielle Prozesswärme reduzieren. Einerseits mit Verbrauchssenkungen durch Gebäudesanierungen, andererseits durch den Ersatz nichterneuerbarer Energien. Mit Solarenergie kann ein grosser Teil des verbleibenden Wärmebedarfs gedeckt werden.

An der 6. Solarwärmetagung, organisiert von Swissolar, suissetec und EnergieSchweiz, stand die Frage im Zentrum, wie neue Märkte für die Solarwärmenutzung erschlossen werden können. Bis anhin wurden Kollektoranlagen vor allem in Einfamilienhäusern verbaut – Solarunternehmer Adrian Kottmann (BE Netz AG) zeigte auf, dass diese Nutzungsform keineswegs ein Auslaufmodell ist. Besonders geeignet wären Sonnenkollektoren für das Warmwasser auf Mehrfamilienhäusern. Gerd Klemp von Halter Immobilien gab den anwesenden Praktikern nützliche Tipps, wie dieses Potenzial erschlossen werden kann.

Wärmepumpen sind in allen Gebäudekategorien im Vormarsch, oft in Kombination mit Erdsonden. Fachleute warnen jedoch davor, dass deren steigende Dichte zur raschen Abkühlung des Erdreichs und damit zu steigendem Stromverbrauch führen wird. Inzwischen gibt es vielfältige Erfahrungen mit der solaren Regeneration von Erdsonden: Die Ergebnisse aus einem Pilotprojekt im Unterengadin wurden vorgestellt. Ebenfalls im Rahmen eines Forschungsprojekts der Hochschule Rapperswil wird untersucht, wie Solarwärme in der Industrie genutzt werden könnte. In anderen europäischen Ländern ist dies bereits vielfach erprobt, wie etwa in der grössten Brauerei Österreichs, wie Christoph Brunner vom Institut AEE aufzeigen konnte.

Auch Wärmeverbünde mit solarer Unterstützung sind in der Schweiz bisher kaum bekannt. Ganz anders etwa in Deutschland, wo spezielle Kollektoren für diese Anwendung entwickelt wurden, wie Stephan Fintelmann von KBB Berlin erläuterte. Pionierarbeit leistet hingegen die Schweiz bei der solaren Wärmeproduktion an Fassaden: Architekt Beat Kämpfen bewies, dass aus einer Energieschleuder ein schönes Plusenergiehaus werden kann.

Zur Nutzung des Solarwärmepotenzials braucht es geeignete politische Rahmenbedingungen. Hier sind an vorderster Front die Kantone gefragt, die gemäss Bundesverfassung hauptverantwortlich für den Energieverbrauch in Gebäuden sind. Hansruedi Kunz, Leiter der Abteilung Energie des Kantons Zürich, zeigte auf, was sich durch die Annahme der Energiestrategie änderte und wie die Kantone koordiniert den CO2-Ausstoss von Gebäuden senken möchten. Auch in diesem Zusammenhang wurde ein Blick über die Landesgrenze geworfen: Die EU möchte mit ihrem „Clean Energy Package“ nicht zuletzt die Solarwärme fördern, wie ein Vertreter des europäischen Solarwärmeverbands erläuterte. Er zeigte sich überzeugt, dass diese Entwicklungen auch die Schweizer Politik beeinflussen werden.

In seinem Schlusswort zeigte sich Nationalrat und Swissolar-Präsident Roger Nordmann zuversichtlich, dass mit dem Ja des Volks zur Energiestrategie 2050 der Grundstein für eine Vollversorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien gelegt wurde. Doch die nächste Nagelprobe stehe vor der Tür: «Bei der bevorstehenden Gesamtrevision des CO2-Gesetzes muss die Schweiz ihre Verantwortung bei der Bekämpfung der Klimakatastrophe wahrnehmen. Dazu ist sie dank innovativer Forschung und Industrie prädestiniert – dies gilt ganz besonders für den Gebäudebereich!»