Lediglich 50 bis 60 Stellen bleiben beim Hauptsitz des Solarunternehmens in Thun noch erhalten. Dennoch soll der Hauptsitz des Konzerns nicht aus Thun verschwinden.
Beat Kohler
Es ist eine Hiobsbotschaft mit Ankündigung. Bereits bei der Präsentation der Halbjahreszahlen im August hatte der Thuner Solarzulieferer Meyer Burger Technology AG neue Restrukturierungen angekündigt. Jetzt sind die Zahlen bekannt. Der Konzern baut weitere 100 Stellen ab, den Löwenanteil davon am Hauptsitz in Thun. Hier gehen 90 Stellen im Bereich Service und Verkauf verloren. Die Umsetzung aller Personalmassnahmen werde möglichst sozialverträglich erfolgen. «Es bleiben an unserem Hauptsitz noch 50 bis 60 Stellen erhalten», erklärt CEO Hans Brändle in einer Telefonkonferenz heute Morgen. Zusammen mit den 40 Stellen am Technologie- und Produktecenters in Neuenburg bleiben somit von den rund 1000 Stellen des Konzerns noch 100 in der Schweiz. «Wir haben ein ambitiöses Transformationsprogramm lanciert, das Meyer Burger noch schlanker und fokussierter macht», so Brändle
Näher zu den Kunden
Da die Fertigungsindustrie für PV Wafer, Zellen und Module überwiegend in Asien angesiedelt ist, wird Meyer Burger auch einen wesentlichen Teil seiner weltweiten Vertriebs- und Servicefunktionen für Standard-PV-Lösungen von Europa nach Asien, und dabei insbesondere nach China verlagern. Zudem werden für die Standard-PV-Produkte weitere Outsourcing- oder Kooperationspartnermodelle geprüft. Durch diese Veränderungen werden die zukünftigen PV-Geschäftsaktivitäten von Meyer Burger hauptsächlich in Hohenstein-Ernstthal (Deutschland) und Wuxi-Shanghai (China) konzentriert. Allgemeine und administrative Funktionen werden innerhalb der gesamten Gruppe nochmals gestrafft, um so weitere Einsparungen bei den Betriebskosten zu ermöglichen. Die Hauptsitzstruktur wird entsprechend angepasst, was den Stellenabbau in Thun zur Folge hat.
Neue Technologien
Im Zentrum der künftigen Entwicklung stehen Heterojunction, SmartWire Connection Technology sowie Zell-/Modultechnologien der nächsten Generation wie beispielsweise Tandem Zellen, bei denen verschiedene Zelltypen gestapelt werden. «Wir sehen verstärktes Interesse in diesen Technologien, insbesondere auch einen Anstieg der Anfragen ausserhalb von China.» Allerdings bleibe es bei dem aktuellen Marktumfeld schwierig, den genauen Zeitpunkt entsprechender Auftragseingänge vorauszusagen. Meyer Burger hat in den letzten Jahren durchschnittlich jährlich rund 50 Millionen Franken in Forschung und Entwicklung investiert. In Asien wird die Gesellschaft die Technologie- und Engineeringkompetenz weiter ausbauen.
Viel Geld sparen
Nach vollständigem Abschluss des Transformationsprogramms erwartet Meyer Burger ab dem Geschäftsjahr 2021 einen positiven Einfluss auf Stufe EBITDA von rund 25 Millionen Franken im Jahr. Drei Viertel der Massnahmen werden voraussichtlich bis Ende 2019 umgesetzt sein. Das Programm führt zu einmaligen liquiditätswirksamen Aufwendungen von rund 11 Millionen Franken für Personal- und Produktetransfers sowie in Personalkosten, von denen 4 Millionen Franken in der Jahresrechnung 2018 anfallen. Meyer Burger erwartet, dass das Break-even Level auf Stufe Konzernergebnis nach Umsetzung des Transformationsprogramms auf ein Nettoumsatzniveau von rund 250 Millionen Franken gesenkt wird.