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Jurassische Energiewende begann im Wald

Courchavon JU: Grösste Schnitzellagerhalle der Schweiz. Foto: Holzenergie Schweiz

Wie kann man Holz gewinnbringend nutzen und gleichzeitig die Wälder pflegen und verjüngen? Ein Pionierunternehmen im Kanton Jura, die Thermobois AG, zeigt vorbildhaft, wie dies selbst in Zeiten grösserer Waldschäden infolge Trockenheit und Massenvermehrung der Borkenkäfer möglich ist. Sie versorgt mehrere Nahwärmenetze zuverlässig mit der CO2-neutralen Energiequelle Holz.

Pressedienst

Mit Unterstützung aller Gemeinden des Kantons Jura sowie zahlreicher Akteure der Waldwirtschaft wurde die Thermobois AG 1989 gegründet. Sie hat seither über eine Million Kubikmeter Holzhackschnitzel an Holzheizungen mit Wärmenetzen im Kanton Jura, aber auch in anderen Kantonen geliefert. Momentan erreicht die Jahresumschlagmenge rund 100’000 Kubikmeter. Davon geht ein überwiegender Anteil an die seit 1999 bestehende Thermoréseau-Porrentruy AG mit beachtlichen 500 Wärmenetzkunden. Zusätzlich produziert die Anlage Strom aus dem einheimischen Holz für umgerechnet etwa 2’500 Haushalte.

Verwertung der Nebenprodukte der Holznutzung und Kostenreduktion im Wald

Die beiden Gesellschaften bildeten die Basis für den Aufbau einer professionellen Holzenergieversorgung und -nutzung im Kanton Jura und darüber hinaus. Initiant und Geschäftsführer war der Forstingenieur Marcel Godinat. Seine Idee und sein Verdienst waren die gewinnbringende Nutzung der bei der Holznutzung und Waldpflege anfallenden, qualitativ minderwertigen Produkte, die früher einfach im Wald verbrannt wurden. Es gelang, die Kosten der Holznutzung dank rationeller Abläufe um 25 bis 30 Prozent zu senken. Die gesamte Energieholzmenge stammt aus den Nebenprodukten und nicht aus teurem Rundholz. Nach dem Tod von Marcel Godinat, 2012, übernahm sein Sohn Manuel die Führung der beiden Unternehmen und baute sie seither kontinuierlich aus.

Voraussetzung für den anhaltenden Erfolg der Thermobois war und ist die Lagerhalle für Holzhackschnitzel in Courchavon. Mit 20’000 Kubikmetern Kapazität ist sie bis heute schweizweit die grösste ihrer Art. Das Holz für die Heizzentralen in Porrentruy wird teilweise im Wald gehackt und ohne Zwischenlagerung direkt geliefert, ein Teil wird nach dem Hacken in der Halle gelagert. Von Juni bis August wird die Halle gefüllt. Die Hackschnitzel durchlaufen anschliessend während drei bis neun Monaten einen natürlichen Trocknungsprozess und erreichen eine relative Feuchte von etwa 30 Prozent. Aus der Halle heraus werden rund 50 Heizzentralen mittels LKW-Containern von 40 bis 80 Kubikmetern Fassungsvermögen versorgt.

Energieholzqualität muss zur Heizung passen

Kleinere Holzheizungen bis etwa 300 Kilowatt Leistung stellen für einen möglichst störungsfreien Betrieb höhere Anforderungen an die Qualität der Schnitzel. Um diesen Ansprüchen genügen und als zuverlässiger Holzlieferant auftreten zu können, wurde in der Lagerhalle eine Anlage installiert, die den Feinanteil (kleiner als 3 mm) sowie die Überlängen (grösser als 45 mm) aussiebt. Da der Feinanteil deutlich mehr Rindenanteile enthält, reduziert seine Aussiebung die bei der Verbrennung entstehende Aschenmenge um rund drei Viertel und vermindert zudem die Feinstaubemissionen der Heizungen messbar. Geringere Aufwendungen für den Unterhalt der Anlagen und die Entsorgung der Aschen machen die höheren Kosten der gesiebten Schnitzel wett.

Seit ihrer Gründung engagiert sich die Thermobois für die Realisierung grösserer Holzenergieprojekte in Gemeinden. Ausgehend von den ursprünglichen Kernkompetenzen – Holzeinkauf, Holzhackschnitzelherstellung, -lagerung und -lieferung – erfuhren die Dienstleistungen eine Erweiterung in den Bereichen Beratung bei Planung, Bau und Betrieb von Holzheizungen über 70 Kilowatt Leistung.

Das Unternehmen beschäftigt heute rund zwanzig Mitarbeitende. Manuel Godinat engagiert sich neben der Geschäftsführung auch politisch in Porrentruy. Damit kann er auf übergeordneter Ebene einen Beitrag an die Energiewende sowie für die Erhaltung der Wälder der Region leisten. Gute Absatzmöglichkeiten für qualitativ minderwertiges Holz, das durch den Borkenkäferbefall der Bäume und infolge der massiven Trockenheitsperioden der letzten Jahre in grosser Menge anfällt, sind dazu eine wichtige Voraussetzung.