Es gibt viele Energieträger, die für die Stromerzeugung genutzt werden können. Holz ist einer davon. In Sisseln im Kanton Aargau steht eines der größten Holzheizkraftwerke der Schweiz. Ende 2018 ging es in Betrieb und soll rund 17 500 Haushalte mit Strom und noch viel mehr Kunden mit Fernwärme versorgen.
Pressedienst/Redaktion
Die Energieproduktion mit Holz ist langfristig betrachtet CO2-neutral. Denn verbrennen Holz, Pellets oder Hackschnitzel, wird – im Gegensatz zu Öl, Gas und Kohle – das freigesetzte Kohlendioxid vom nachwachsenden Wald wieder aufgenommen. Mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß massiv zu reduzieren, entstand deshalb im Industriegebiet Sisslerfeld in Sisseln eines der größten Holzheizkraftwerke (HHKW) der Schweiz. Das neue Werk soll rund 48 GWh Strom im Jahr produzieren und damit rund 17 500 Haushalte versorgen. Dazu kommen 221 GWh Dampf für Fernwärme, die sowohl an diese als an noch weitere Kunden geht. Der erforderliche Brennstoff besteht aus waldfrischen Hackschnitzeln, das Anbieter aus einem maximalen Umkreis bis 100 Kilometer anliefern – auch dies eine Maßnahme, das Klima zu schonen.
Annehmen, lagern, dosieren
Um das Schüttgut von den Lkw anzunehmen, zu lagern und dem Brennstoffkessel dosiert zuzuführen, setzen die Projektpartner auf die Technik der Vecoplan AG. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Bad Marienberg im Westerwald entwickelt und fertigt Maschinen und Anlagen für die Ressourcen- und Recyclingwirtschaft. Der Recyclingspezialist lieferte die komplette Maschinentechnik. Die Fachleute übernahmen die mechanische Montage der Anlagen, installierten die elektrische Steuerung und kümmerten sich um die Inbetriebnahme.
Sicherer und zuverlässiger Prozess
Im Werk liefern Lkw die Biomasse an der Annahme an. Ein Abladevorgang eines Lkw dauert nur 15 Minuten. Das Material gelangt auf zwei Kratzböden. Sie bewegen das Schüttgut zur Austrageseite und übergeben es dosiert auf die nachfolgende Fördertechnik. Die Anlagen transportieren das Material in vier Lagerboxen. Ein Überbandmagnet befreit den Brennstoff auf dem Weg dorthin von Metallen wie Schrauben oder Nägel. Dosierschnecken geben das Brennmaterial nach und nach auf die Fördertechnik, die dieses in den Vorlagebehälter des Kesselhauses transportiert. Von dort aus wird mit Austrageschnecken der Kessel kontinuierlich mit Brennstoff beschickt. «Wir haben alle Bestandteile der Aufbereitungslinie entsprechend der Annahmezyklen und dem Brennstoffbedarf dimensioniert», so Michael Mützel, Vertrieb Vecoplan.
Ergebnis überzeugt
Mit einem Gesamtwirkungsgrad von 86 Prozent übertrifft das Holzheizkraftwerk in Sisseln eine zentrale, vom VUE Verein für umweltgerechte Energie geforderte Bedingung für die«Naturemade-Star-Zertifizierung». Die Verantwortlichen des HHKW blicken damit in eine klimaschonende Zukunft: Jeder Kubikmeter Holz, der fossile Energien ersetzt, verhindert den Angaben zufolge die Freisetzung von 600 Kilogramm Kohlendioxid. In Sisslerfeld macht das aufs Jahr ungefähr 35 000 Tonnen CO2, was dem Einsatz von rund 58 000 Kubikmetern Holz im gleichen Zeitraum entspricht. «Höchste Priorität hatte für uns, dass die spezifischen Vorgaben eingehalten werden, und die Anlage eine sehr hohe Verfügbarkeit aufweist – bei gleichzeitig geringem Eigenstromverbrauch», sagt Roland Dietler, Projektmanager Caliqua AG: «Und das konnten wir erreichen.»