Das Resultat einer Umfrage des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE unter seinen Mitgliedern zeigt, eine Mehrheit der Energieversorgungsunternehmen werden ihren Kundinnen und Kunden 2023 höhere Strompreise verrechnen. Begründet wird dies mit rekordhohen Strompreisen am Markt sowie den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine.
Pressedienst/Redaktion
Die angespannte Preissituation an den Grosshandelsmärkten für Strom führt dazu, dass in der Schweiz mit einem Strompreisanstieg für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher in der Grundversorgung zu rechnen ist. Um eine erste Einschätzung zur Preisentwicklung vornehmen zu können, hat der VSE Anfang Mai bei seinen Mitgliedern eine Umfrage durchgeführt. Die eingegangenen Antworten lassen eine repräsentative Aussage auf die ganze Schweiz zu.
Gemäss der VSE Umfrage werden die Hälfte der befragten EVUs im kommenden Jahr den Strompreis in der Grundversorgung um ungefähr 20 % oder mehr erhöhen. Ein Anstieg des Strompreises von 21 Rappen pro kWh im Jahr 2022 auf rund 25 Rappen pro kWh für 2023 käme einer finanziellen Mehrbelastung von rund 180 Schweizerfranken für einen 5-Zimmerhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 kWh gleich. Für Gewerbebetriebe, zum Beispiel eine grosse Bäckerei oder ein Gastrobetrieb, mit einem Jahresverbrauch von 150’000 kWh ist mit Mehrkosten von rund 6000 Franken zu rechnen.
Der Strompreis der grundversorgten Endkundinnen und Endkunden setzt sich zusammen aus drei Komponenten: Netzkosten (ca. 49%), Energie (ca. 33%) und Abgaben (ca. 18%). Vor allem der Teil Energie, auf den sich die VSE Umfrage bezieht, steigt aufgrund der angespannten Situation am Markt teilweise stark und lässt die oben genannten Rückschlüsse auf den gesamten Endkunden-Strompreis zu.
Die Strommarktpreise sind 2021 unter anderem aufgrund höherer Brennstoff- und CO2-Preise sowie Kraftwerksausfällen und -abschaltungen stark angestiegen. Die Entwicklungen führten dazu, dass die Strompreise an den Grosshandelsmärkten Ende letzten Jahres die mit Abstand höchsten Werte seit 13 Jahren erreichten. Mit dem Krieg in der Ukraine verschärft sich die bereits angespannte Preissituation. EVUs, die den Strom ihrer grundversorgten Endkundinnen und Endkunden mehrheitlich am Markt beschaffen, sind stark von der aktuellen Entwicklung betroffen. Ihre Kundinnen und Kunden profitierten dafür in den vergangenen Jahren von sehr tiefen Beschaffungspreisen.
Die Bandbreite des Strompreisanstiegs ist von EVU zu EVU unterschiedlich und liegt teilweise weit auseinander. Die Unterschiede hängen wesentlich davon ab, ob Strom mehrheitlich über Eigenproduktion bezogen oder am Markt beschafft wird. Vier von fünf EVUs gaben an, Strom mehrheitlich am Markt zu beschaffen, wobei die Hälfte diesen langfristig einkauft (zwei bis drei Jahre im Voraus).