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Grosse Freude über die Zustimmung zur Energiestrategie 2050

Nachgefragt bei Nationalrat Roger Nordmann, Präsident Swissolar, und David Stickelberger, Geschäftsführer Swissolar.

 

Was bedeutet die relativ klare Annahme der Vorlage für die Zukunft?

Roger Nordmann: Dieser Entscheid ist historisch. Seit Kaiseraugst, also seit 42 Jahre haben wir gegen den Neubau von AKWs gekämpft. Jetzt haben wir mit diesem Gesetz eine klare Neuorientierung hin zu den erneuerbaren Energien und mehr Effizienz. Das ist nicht nur ein Richtungsentscheid. Im Gesetz sind auch konkrete Massnahmen enthalten. Wir haben uns mit Swissolar stark im Abstimmungskampf engagiert – auch mit unserem «Kampfverein» Pro Solar – und sind hocherfreut über das Resultat. Wir haben eine gute und engagierte Kampagne geführt. Das Ergebnis lässt sich sehen.

 

Was bedeutet das deutliche Ergebnis für die Solarenergienutzung in der Schweiz?

Roger Nordmann: Die Solarenergie wird einer der Hauptpfeiler der Energieversorgung in der Schweiz werden. Diese Technologie hat am meisten Potenzial und ist zudem am besten akzeptiert. Zudem ist dies auch noch die günstigste Technologie für neue Produktionskapazitäten. Die Solarenergie wird sich sehr stark entwickeln umso mehr sie sich optimal mit den Speichern der Wasserkraft ergänzt.

 

Was bedeutet die Annahme des neuen Energiegesetzes konkret in der Umsetzung und in der Verordnung?

David Stickelberger: Der Bundesrat wird die Verordnung erst im November verabschieden, deshalb sind einige Punkte heute noch unklar. Wahrscheinlich wird die KEV nur noch an rund 800 Photovoltaikanlagen ausbezahlt, die bis Ende 2013 angemeldet und bis Ende 2014 ans Netz angeschlossen wurden – also bis zu einem Zeitpunkt, als die Zukunft der KEV noch nicht in Frage gestellt war. Für alle anderen Anlagen geht die Entwicklung ganz klar Richtung Einmalvergütung.

 

Wie sehen die Neuerungen dort im Detail aus?
David Stickelberger: Neu ist, dass es diese nicht nur wie bisher für Kleinanlagen bis 30 kW (rund 200 m2) geben wird, sondern auch für grosse Anlagen. Damit wird endlich das Marktsegment der Grossanlagen, dass in den letzten zwei bis drei Jahren sehr schwach war, wieder belebt und wieder zunehmen. Die Kombination von Einmalvergütung und Eigenverbrauch schafft Anreize, auf Gewerbe- und Bürobauten, aber auch auf Mehrfamilienhäusern grössere Solaranlagen zu bauen. Hilfreich sind dabei die geplanten neuen Regeln für Eigenverbrauchsgemeinschaften, weil sich Verbraucher auch über Parzellengrenzen hinweg zusammenschliessen können.

 

Wie wird sich die Branche insgesamt nach diesem Entscheid entwickeln?
David Stickelberger: Es wird nicht auf einen Schlag einen grossen Boom geben. 2018 und 2019 werden wir uns bei der Photovoltaik marktvolumenmässig auf dem heutigen Niveau bewegen, anschliessend rechnen wir mit weiterem Wachstum. Auch die kantonalen Förderprogramme werden mit den Entscheid gestützt, das ist eine gute Nachricht für die Solarthermie. Das gute an der Annahme dieses Gesetzes ist, dass unsere Mitglieder nun endlich wieder einigermassen klare Rahmenbedingungen haben. Der Markt wird sich sowohl bei den Klein- als auch bei den Grossanlagen weiterentwickeln. Die Marktsituation wird aber auch anspruchsvoller. Die Anbieter müssen sich mit dem Eigenverbrauch und allenfalls auch mit der Selbstvermarktung von Strom auseinandersetzen. Es kommen auch neue Komponenten dazu wie die Integration der Solaranlagen in die gesamte Haustechnik. Wir arbeiten mit Swissolar daran, unsere Mitglieder fit für diese neuen Anforderungen zu machen, damit sie ihren Beitrag zum Zubau der Solarenergie im künftigen Energiesystem leisten können. (BK)

Mit 58.2% Ja hat das Schweizer Volk ganz deutlich Ja gesagt zur Energiestrategie 2050. Damit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur Energiewende getan.

Pressedienst/Beat Kohler

Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie SSES freut sich über die deutliche Zustimmung zum revidierten Energiegesetz. Das Resultat zeigt deutlich, dass die Schweiz ihre Energiezukunft nachhaltig gestalten und auf einheimische Energieträger setzten will. Hier wird die Solarenergie eine wichtige Rolle spielen. In der Umsetzung der Strategie wird es weiterhin den Einsatz der SSES brauchen, die seit über 40 Jahren auf die nun verabschiedeten Ziele hingearbeitet hat. Viele Technologien sind bereits vorhanden und ausgereift und warten nur darauf flächendeckend eingesetzt zu werden. Dank der weiterhin sinkenden Preise in der Solarbranche, den Anschubfinanzierungen, wie sie im neuen Gesetz vorgesehen sind, und den neuen Voraussetzungen für grosse Photovoltaikanlagen wird der Zubau nach dem Entscheid des Schweizer Volkes neue Fahrt aufnehmen. Mit Information und Beratung oder auch der Unterstützung von Selbstbaugenossenschaften wird die SSES ihren Beitrag leisten, damit die Solarenergie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen kann.

Sonne spielt zentrale Rolle

Freude über das Ergebnis herrscht auch bei Swissolar. Die Stimmbevölkerung habe sich durch die Lügenpropaganda der Gegner der Energiestrategie 2050 nicht verwirren lassen, schreibt der Branchenverband. Mit dem deutlichen Ja zur Vorlage könnten die nächsten Schritte zum Aufbau einer sicheren, sauberen und vorrangig einheimischen Energieversorgung in Angriff genommen werden. «Wärme und Strom aus der Sonne werden eine zentrale Rolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen, an zweiter Stelle nach der Wasserkraft», schreibt Swissolar. Auf Dächern und Fassaden der Schweiz könnte theoretisch die Hälfte des heutigen Strombedarfs mit der Sonne erzeugt werden. Um den Wegfall des Atomstroms zu kompensieren, empfiehlt Swissolar den Ausbau der solaren Stromproduktion auf 17 Terawattstunden bis 2035. Das 1. Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 bildet die Grundlage zur Erreichung dieses Ziels, weitere Preissenkungen bei der Photovoltaik und steigende Preise am Strommarkt werden die Entwicklung unterstützen.

Solide Basis

AEE SUISSE, die Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, in der mehr als 15’000 Unternehmen mit 160’000 Beschäftigten und 14’000 Lernenden zusammengefasst sind, ist ebenfalls hoch erfreut über dieses klare Resultat. Umso mehr als die Gegenkampagne mit einer Fake News Kampagne die Bevölkerung zu verunsichern versuchte, was offensichtlich nicht gelungen ist. Mit dem Entscheid sei klar, wohin die energiepolitische Reise gehen wird. Die Schweiz werde den bereits begonnenen Umbau des Energiesystems nun konsequent weitertreiben. Sie wird auch definitiv aus der gefährlichen und veralteten Atomtechnologie aussteigen und die fatalen Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern aus dem Ausland langfristig zurückfahren. Damit ist der Weg frei für Investitionen in erneuerbaren Energien und in die Energieeffizienz. Unternehmen und Private, Kantone und Städte sind bereit, diese Herausforderung anzunehmen und den Umbau voranzutreiben. Was es jetzt brauche, sei eine rasche Umsetzung dieses Volksauftrages. «Die Unternehmen brauchen endlich wieder verlässliche Rahmenbedingungen, damit die verloren gegangene Investitions- und Planungssicherheit zurückgewonnen werden kann», so Gianni Operto, Präsident der AEE SUISSE. Mit dem 1. Massnahmenpaket sei eine solide Basis gelegt.

Investitionssicherheit erreicht

«Mit diesem Richtungsentscheid wurden die Weichen in Richtung Energiewende gestellt. Die Energieversorgung der Schweiz bekommt damit mehr Planungs- und Investitionssicherheit», erklärt Florian Brunner, Projektleiter «Ja zur Energiestrategie 2050» bei der Schweizerischen Energie-Stiftung SES. Der Entscheid lege den Handlungsrahmen fest, mit dem die Schweizer Energiesicherheit aufrechterhalten und verbessert werden soll. So könne etwa das immense Potenzial von Energieeinsparungen mit bewährten Massnahmen wie dem Gebäudeprogramm verstärkt ausgeschöpft werden. «Die Gesamtenergiestatistik zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», so Florian Brunner weiter. «Der Pro-Kopf Energie- und Stromverbrauch ist schon jetzt vom Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum entkoppelt. Diese Entwicklung gilt es weiter voranzutreiben.»

Offene Fragen klären

Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) ist erfreut über das Ja zur Energiestrategie 2050. Die ES2050 bilde einen soliden Rechtsrahmen für den Umbau des Energiesystems. Wichtige Branchenanliegen seien berücksichtigt worden. «Das Ja zur Energiestrategie 2050 sorgt für mehr Investitionssicherheit», sagt VSE-Direktor Michael Frank. Auch nach der Annahme der Energiestrategie seien aber viele energiepolitische Baustellen offen. «Konkret müssen nun die Themen Eigenversorgung, Versorgungssicherheit, Stromtarife, Stromspeicherung und Netzausbau vertieft werden – zusammen mit der Energiebranche.»

Historischer Etappensieg

«Das klare Ja zur Energiestrategie 2050 ist ein historischer Etappensieg für die Energiewende und eine Investition in die Zukunft unserer Umwelt», kommentiert Markus Allemann, Co-Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz, das Abstimmungsergebnis. «Eine Schweiz ohne Atomkraftwerke und fossile Energiequellen wird zum Generationenprojekt: Nun müssen wir dafür sorgen, dass wir den Triathlon Atomausstieg-Erneuerbare-Energieeffizienz erfolgreich und sicher zu Ende laufen – bis zum Pariser Klimaziel und ohne Kompromisse bei den Altreaktoren».

Entscheid für unser Klima

Mit dem Rückenwind des Volks-Ja will der WWF darauf pochen, dass die Energiestrategie umweltverträglich umgesetzt wird. «Die Mehrheit des Schweizer Volkes hat sich heute gegen schmutzige Energie wie Öl und Gas aus dem Ausland und für eine einheimische saubere Energieversorgung ausgesprochen. Es ist ein Entscheid für die Schweizer Wirtschaft, für die Innovation. Und gleichzeitig ein Entscheid für unser Klima», erklärt Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz. Mehr als die Hälfte der weltweit neu installierten Energieproduktionskapazität entfalle heute schon auf die erneuerbaren Energien, bei zweistelligen Wachstumsraten.