Am Do. 6. Januar 2022 durfte die Frutigland GmbH den Innovationspreis Berner Oberland 2021 für ihre Biogasanlage und die einzige öffentliche 100%-Biogas-Tankstelle der Schweiz entgegen nehmen. Organische Abfälle aus dem Tal werden in erneuerbaren Strom und Wärme zum Trocknen von Holz und Heizen der umliegenden Gebäude umgewandelt. Und seit 2020 wird das Gas auch zu umweltschonendem Treibstoff aufbereitet, der an der eigenen Tankstelle öffentlich verkauft wird.
Pressedienst/Redaktion
Projektpartner
Gegründet wurde die fahrBiogas Energie-Genossenschaft am 19. Mai 2017 in Winterthur mit dem Ziel, Biogas in der Mobilität zu fördern, und so fossile Treibstoffe zu ersetzen. Sie engagiert sich in konkreten Projekten, damit letztlich die Verkehrswende und damit die Energiewende schneller voran kommen. Die Biogasanlage in Frutigen wurde von Sol-E Suisse AG, einer ehemaligen Tochter der BKW AG in Zusammenarbeit mit dem Tropenhaus Frutigen erstellt. Im Jahr 2016 konnten Pius Allenbach, Niklaus Hari und Samuel Moser die Biogasanlage von der BKW AG käuflich erwerben. Kontinuierlich bauten sie die Anlage mit folgenden Investitionen aus: zwei redundante Blockheizkraftwerke (BHKW), die das Biogas in Strom und Wärme umwandeln, Energieoptimierte Steuerung, um einen möglichst tiefen Eigenstromverbrauch zu erzielen, gasdichtes Abdecken des Stapelbehälters, um zusätzliches Gasspeichervolumen zu bilden. Heute präsentiert sich die Biogasanlage als Vorzeigeprojekt mit einer optimierten Nutzung der ausschliesslich aus Abfällen erzeugten Energie. In Zusammenarbeit mit der Genossenschaft fahrBiogas wurde im November 2019 die erste öffentliche autarke Biogastankstelle in Betrieb genommen. Da die Biogastankstelle nicht mit dem Gasnetz verbunden ist, tanken die Kunden physisch immer 100 % Biogas. Mit diesem Treibstoff kann man nahezu CO2 neutral fahren. Das aufbereitete Biogas entspricht pro Jahr über 320’000 Personenwagenkilometer.
In seiner Laudatio hat Martin Lüthi alias Heinrich Gartentor auf die Handvoll «Legoteile» verwiesen, aus denen die Biogasanlage mit Intelligenz zusammengestellt worden sei – und meinte damit die vielen Rohre und Leitungen, die diversen Gebäude und Maschinen – und die das Potential hätten, weiter zu wachsen und optimiert zu werden. Wirklich einzigartig sei die Tankstelle, die unabhängig von Gaspipelines aus dem Ausland, eigenes Biogas anbiete – «Made in Frutigland» – an der zweitwichtigsten Nord-Süd-Achse der Schweiz. Die Anlage zeige exemplarisch, was mit mehr Initiative auch in anderen Gemeinden möglich wäre.
Es sind mehrere Schritte nötig, bis aus Klärschlamm und Gastroabfällen Biogastreibstoff entsteht. Dafür haben die fahrBiogas Genossenschaft und die Biogasanlage Frutigland GmbH zusammen im Jahr 2019 mit erheblichem Aufwand eine grössere Investition getätigt. «Seit 2020 erfüllt die Tankstelle die technischen und administrativen Anforderungen und wir können einen Treibstoff anbieten, der zu 100% aus regionalen organischen Abfallstoffen vor Ort hergestellt wird», erklärt Pius Allenbach, einer der Treiber des Projekts. Bis heute sind über 50 PW- und LKW-Besitzer mit sogenannten CNG*-Motoren Kunden der lokalen Tankstelle im Kandertal geworden.
Niklaus Hari dankte im Namen der Projektpartner für den Preis und verwies auf die Situation von Biogas in der Schweiz. «Das Potential von Biogas ist riesig, denken wir nur an den Hofdünger aller Bauernbetriebe mit Nutztieren. 95 % des Hofdüngers in der Schweiz werden bis heute noch nicht vergoren und energetisch genutzt.» Das Potential des gesamten Hofdüngers der Schweiz entspreche der zweieinhalbfachen Stromproduktion des KKW Gösgen. – Neue Fördermassnahmen und Gesetzesänderungen wurden in den letzten Monaten vom Parlament verabschiedet, um den Erhalt und Zubau von Biomasseanlagen speziell in der Landwirtschaft in der Schweiz zu fördern und langfristig zu sichern. In Frutigen mit einem hohen Nutztierbestand werde einem dieses Potential deutlich vor Augen geführt! Dank innovativer Technik kann daraus Strom, Wärme und neuerdings auch CNG Treibstoff entstehen.