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Frauenförderung im Solarbereich ist nicht nur Aufgabe der Politik

Gabriela Suter ist Nationalrätin und seit letztem Jahr die erste Vizepräsidentin von Swissolar. Sie hat mit dieser Zeitung darüber gesprochen, wie sie selbst zur Solarenergie kam und was sich in Politik und Gesellschaft verändern müsste, damit sich mehr Frauen in diesem Bereich engagieren würden.

Text: Alina Schönmann

Gabriela Suter ist seit Mai 2021 die neue Vizepräsidentin von Swissolar, und damit die erste weiblichen Geschlechts. Betrachtet man ihren Lebenslauf, so deutete lange Zeit wenig darauf hin, dass sie sich später im Bereich der Solarenergie engagieren würde. So studierte Suter Geschichte und Germanistik und unterrichtete später an einem Gymnasium. Doch ihr Weg zeigt: Mit der Berufswahl ist noch nichts entschieden. «Seit Beginn meiner politischen Tätigkeiten vor 18 Jahren steht der Umwelt- und Klimaschutz im Fokus. Die Solarenergie ist die Schlüsseltechnologie für die erneuerbare Energiezukunft, deshalb engagiere ich mich stark dafür», so Suter im Gespräch. So hat sie beispielsweise während ihrer Zeit als Grossrätin des Kantons Aargau unter anderem einen Vorstoss zu einer Solaroffensive im Kanton eingereicht. Mittlerweile hat der Kanton die geforderte Strategie und den Massnahmenplan erarbeitet und ist daran, die Solaroffensive umzusetzen – für Suter allerdings zu zaghaft. Für ihren Weg war sicherlich von Bedeutung, dass sie bereits von Kindesbeinen an lernte, dass Frauen im Baubereich engagiert sein können. Denn ihre Mutter führte zusammen mit ihrem Vater ein Baugeschäft. «An den Wochenenden haben wir jeweils mit der ganzen Familie die Baustellen besichtigt.» Dass das Spuren hinterlässt, ist wohl selbsterklärend.

Vorwärts in kleinen Schritten

Als Nationalrätin führt sie ihr Engagement im Umweltbereich fort. Auch wenn sich in der Politik mehr und mehr eine Angleichung der Geschlechter abzeichnet, so sind gerade in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK), der Suter angehört, Frauen immer noch in der Minderheit. Von der Politik könne man jedoch lernen, dass Frauen eine Plattform gegeben werden müsse, wenn sie gefördert werden sollten, und dass es weibliche Rollenvorbilder brauche. Dies umzusetzen, sei denn auch mehr Aufgabe der Branche als der Politik. «Die Politik muss an den entsprechenden Rahmenbedingungen arbeiten, etwa an der gezielten Mädchenförderung in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) an den Schulen. Aber die Plattformen müssen konkret vom Branchenverband und von den dazugehörigen Firmen zur Verfügung gestellt werden.» So wird bei Swissolar derzeit eine Strategie ausgearbeitet, wie vermehrt Frauen angesprochen und sichtbar gemacht werden können. Eine Massnahme ist, dass bei Tagungen gezielt Frauen als Referentinnen eingeladen werden. Zudem sollen die Frauen in der Branche untereinander vernetzt werden.

Vorteile schmackhaft machen

Daneben muss gemäss Suter aufgezeigt werden, dass gemischte Teams gewisse Vorteile mit sich bringen. Auch, weil Frauen die Dinge teilweise aus einer anderen Perspektive betrachten und tendenziell umweltaffiner sind als Männer. Dies sieht man beispielsweise im Mobilitätsbereich, dessen Planung eher auf Männer ausgerichtet ist, die im Vergleich zu Frauen längere Strecken mit dem Auto zurücklegen. Frauen auf der anderen Seite bewegen sich tendenziell mit verschiedenen Verkehrsmitteln fort, gehen mit den Kindern spazieren, mit dem Auto einkaufen und mit dem Zug zur Arbeit. Auch im Bereich der Planung und Nutzung der Solarenergie könnten solche Perspektiven fruchtbar sein. «Einen weiteren Aspekt, den es zu verfolgen gilt, ist, dass Frauen gerne von Frauen beraten werden», so Suter. Somit ist es in der Energieberatung ebenfalls sinnvoll, mehr Frauen einzusetzen, wodurch der eine oder andere Haushalt mehr zu einer energetischen Sanierung überzeugt werden könnte.

Ästhetik hervorheben

Doch wie können Frauen konkret überzeugt werden, ihren Berufsweg im Solarbereich zu wählen? Bei dieser Frage überlegt Suter einen Moment und meint schlussendlich: «Wir können hier vielleicht vom Malerberuf lernen, bei dem mittlerweile mehr Frauen als Männer die Lehre abschliessen.» Das liege vielleicht auch daran, dass man in diesem Beruf kreativ etwas gestalten könne. Dieser ­Aspekt kann bei der Planung und dem Bau von Solaranlagen hervorgehoben werden, denn diese «sind zwar immer schön», so Suter schmunzelnd. «Aber beim ästhetischen solaren Bauen gibt es immer noch grosses Potenzial.» Gerade bei Fassaden seien die Gestaltungsmöglichkeiten gross.
Dass Frauen im Bereich der Solarenergie gefördert werden, ist für Gabriela Suter in erster Linie aufgrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangels nötig. «In den nächsten Jahren werden alleine im Installationsbereich 12 000 Personen fehlen, wenn wir die Solarenergie wie geplant ausbauen. Daher müssen wir unbedingt neue Fachkräfte aus bisher wenig vertretenen Bevölkerungsteilen rekrutieren.»

www.swissolar.ch