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Die Energiepolitik des Bundes steht ihren Zielen vor der Sonne

Foto: Pixabay

Die SES hat eine Studie herausgegeben, welche die Energiepolitik der Schweiz kritisch analysiert. Sie zeigt auf, dass Photovoltaik inzwischen günstiger als jede andere Kraftwerkstechnik ist, auch für die Stromproduktion im Winterhalbjahr. Dennoch wird ihr Ausbau blockiert. Das gefährdet die Erreichung der Klimaziele sowie den Atomausstieg.

Pressedienst

Dank Preissenkungen ist Photovoltaikstrom aus neuen Anlagen in der Schweiz heute günstiger als jede andere Kraftwerkstechnik, auch im Winterhalbjahr. Das ist auch bei politischen Entscheidungsträgern wenig bekannt. Doch der Ausbau ist in der Schweiz blockiert. Die SES gibt heute eine neue Studie von vier Co-Autoren heraus, welche die Mittelverwendung aus dem Netzzuschlag 2008-2019 analysiert und Vorschläge zur Optimierung macht.

Mittelverwendung optimieren

Die begrenzten Mittel aus dem Netzzuschlag müssen haushälterisch eingesetzt werden, um die Ziele des Klimaabkommens von Paris sowie den Atomausstieg kostengünstig zu erreichen. Die Autoren Dr. Rudolf Rechsteiner, Dr. Ruedi Meier, Prof. Urs Muntwyler und Thomas Nordmann zeigen auf, mit welchen energiepolitischen Massnahmen das ökologische Profil der Stromversorgung verbessert, die einheimische Wertschöpfung im Energiesektor gestärkt, die Versorgungssicherheit erhöht und die Kosten insgesamt gesenkt werden können.

Solarenergie ist die günstigste Option

SES-Projektleiter Felix Nipkow fordert Bundesrat und Parlament auf, jetzt zu handeln. «Für eine sichere, günstige und umweltfreundliche Stromversorgung darf die Solarenergie nicht länger benachteiligt werden. Sie hat sich in den letzten Jahren zur günstigsten Option entwickelt – auch für die Stromversorgung im Winterhalbjahr. Es ist Zeit für eine Kurskorrektur.»

Zusammenfassung

Dank Preissenkungen ist neuer Photovoltaikstrom in der Schweiz heute günstiger als jede andere Kraftwerkstechnik. Photovoltaik und Windenergie revolutionieren den Energiesektor weltweit. Zusammen mit dem Weiterbetrieb der ökologisch sanierten Wasserkraft bilden sie eine gute Basis, um die Klimaziele des Pariser Abkommens rasch und kostengünstig zu erreichen.

In der Schweiz wird diese technologische Revolution blockiert. Während die Reserven im Netzzuschlagsfonds Ende 2018 voraussichtlich 1 Milliarde Franken übersteigen, bleiben zehntausende PV-Anlagen durch jahrelange Wartefristen blockiert. Und dies, obwohl neue Solarstromanlagen pro eingesetzten Franken aus dem Netzzuschlag 5 bis 50 Mal mehr Strom als alle andere Techniken liefern.

Photovoltaik kann auch im Winterhalbjahr den günstigsten Strom liefern. Die Versorgungssicherheit lässt sich mittels PV namhaft verbessern. Der Import von Strom könnte auch im Winterhalbjahr sinken. Solarstromanlagen im bebauten Raum sind anpassungsfähig und belasten Landschaften und Gewässer kaum. Für vertikal ausgerichtete
Solarmodule an Fassaden, Balkonen und entlang von Verkehrswegen sowie an alpinen Standorten sollte der Bundesrat geeignete Anreize setzen.

Neue Solaranlagen sind kostengünstiger als der Bau von neuen Kraftwerken mit Wasserkraft, Biomasse, Biogas oder Geothermie. Bei den letzten drei ist der Einsatz zur Deckung des Wärmebedarfs dank besserem Wirkungsgrad, höheren CO2-Reduktionen und besserer Rentabilität sinnvoller.

Bundesrat und Parlement blockieren die Photovoltaik trotz inzwischen stark gesunkenen Kosten weiter. Dass der Ausbau nach der Volksabstimmung von 2017 klein gehalten wird, obschon die Solarenergie den Netzzuschlagsfonds pro Kilowattstunde am geringsten belastet, widerspricht dem Volkswillen und war so nicht zu erwarten.

Das Interesse von Investoren an der Photovoltaik ist unverändert gross. Um den Ausbau endlich zu realisieren ist folgendes gefordert:
• Die Höhe der Einmalvergütungen sollte bis 2023 nicht weiter gesenkt werden. Die
Kostensenkungen sind vorläufig ausgereizt.
• Die Wartefristen für PV-Kleinanlagen müssen unter drei Monate, für Grossanlagen
unter sechs Monate sinken.
• Die Bewilligungsverfahren für Photovoltaik sind zu beschleunigen und die Nutzungsrechte
im bebauten Raum sind zu erweitern, etwa auf öffentlichen Infrastrukturen.
Die Rahmenbedingungen sind vermehrt auf kostengünstige Optionen für eine hohe
Stromerzeugung im Winterhalbjahr auszurichten.
• Eigenverbrauchsgemeinschaften sollten rechtlich weiter als bisher liberalisiert
werden. Der Weiterverkauf von lokal erzeugtem PV-Strom sollte über mehrere
Parzellengrenzen hinweg kostenlos und unbegrenzt möglich sein. Auf ineffiziente
Parallelnetze ist zu verzichten.
• Für PV-Grossanlagen ohne Eigenverbrauch sind Einspeiseprämien probeweise mit
Ausschreibungen zu ermitteln. Anlagen mit Einspeiseprämien von null (gemessen an
den aktuellen Marktpreisen), sollen eine definitive Finanzierungszusicherung innert
drei Monaten erhalten. Eine Belastung aus dem Netzzuschlagsfonds entsteht voraussichtlich
nicht.
• Um der hohen Systemdienlichkeit von Strom im Winterhalbjahr Rechnung zu tragen, sollten die Netzanschlusskosten an peripheren Standorten ohne Eigenverbrauch erlassen werden. Bei der Offshore-Windkraft ist dies europaweit längst der Fall.

Eine sichere und saubere Stromversorgung ist für Gesellschaft und Wirtschaft enorm wichtig. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist kostengünstig möglich und bildet die Grundlage für die Erreichung der Klimaziele und des Atomausstiegs. Bundesrat und Parlament sollten für einen haushälterischen Mitteleinsatz sorgen. Die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens lässt sich so viel kostengünstiger erreichen.

Eine Neugestaltung der Leistungen aus dem Netzzuschlag kann dafür sorgen, dass wir das ökologische Profil verbessern, die einheimische Wertschöpfung stärken, die Versorgungssicherheit erhöhen und die Kosten insgesamt senken. Die Arbeiten müssen jetzt starten. Punktuelle Verbesserungen, zum Beispiel durch Revision von Verordnungen, sind laufend möglich. Die vorliegende Studie bietet eine gute Entscheidungsgrundlage und zeigt auf, in welche Richtung sich die Energiepolitik der Schweiz bewegen muss.