In immer schnellerem Tempo wird das Geothermie-Potenzial der Schweiz ausgeschöpft. In der Westschweiz bisher rascher als in der Deutschschweiz, wie Geothermie-Schweiz mitteilt. Bis 2050 soll ein Viertel des Schweizer Wärmebedarfs durch Geothermie gedeckt werden, wie am erstmals ausgetragenen Geothermie-Forum in Freiburg festgehalten wurde.
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Noch kratzt die Geothermie in der Schweiz an der Oberfläche. Das ist auch wörtlich gemeint: Mehr als 100’000 Anlagen mit Erdwärmesonden sind derzeit in Betrieb. Die meisten Sonden reichen in eine Tiefe von 150 bis 400 Metern. Bezogen auf Flächen und Bevölkerung gehört die Schweiz damit weltweit zu den Spitzenreitern. Diese Position werde noch weiter ausgebaut. Bis 2050 würden die Erdwärmesonden-Anlagen auf mindestens 200’000 verdoppelt, schreibt der Verband Geothermie-Schweiz in einer Mitteilung.
Grosse Dynamik in Westschweiz
Um das Potenzial in mittleren Tiefen zu erschliessen – zur Beheizung und Kühlung ganzer Quartiere –, wurden in der Westschweiz gleich mehrere Projekte lanciert. Derzeit wird im Kanton Genf der Untergrund mit 50’000 Messungen flächendeckend erkundet. Diese würden ein präzises Untergrundmodell des Genfer Beckens und günstige Standorte für Geothermiebohrungen liefern, erklärt Geothermie-Schweiz. Bereits 2035 soll Geothermie in Genf etwa 20 Prozent des kantonalen Wärme- und Kältebedarfs decken. In der Waadt wurde die Untergrund-Erkundung in 30 Gemeinden und über eine Fläche von 400 Quadratkilometern in den Bezirken Nyon und Morges abgeschlossen. Und auch im Westen der Stadt Lausanne laufen derzeit Vorbereitungen für die Erkundung. Die Stadt verfügt bereits über gut ausgebaute Wärmenetze und will ab 2035 nur noch erneuerbare Fernwärme anbieten.
Start in der Deutschschweiz
«Angesichts der Klimakrise kann es sich die Schweiz gar nicht mehr leisten, auf das riesige, erneuerbare Potenzial der Ressource Erdwärme zu verzichten», sagt Nathalie Andenmatten Berthoud, Präsidentin Geothermie-Schweiz. «Deshalb freue ich mich sehr, dass auch in der Deutschschweiz die Geothermie aus grösseren Tiefen immer stärker in den Fokus rückt.» Neben einer Anlage in Davos und dem zweiten Projekt in Riehen ist nun auch in Magglingen ein Geothermieprojekt vorgesehen. Wärme aus 1300 Meter Tiefe soll die Gebäude des Nationalen Sportzentrum Magglingen (NSM) versorgen. Für den Bund ist ein solches Geothermieprojekt eine Premiere. Im Thurgau wiederum beantragt die Regierung dem Parlament 30 Millionen Franken für die Untergrunderkundung. Anvisiert werden drei konkrete Geothermieprojekte für die Wärme- und Stromproduktion.
Geothermie-Forum zeigt Potenzial auf
Geothermie-Schweiz beziffert das wirtschaftlich nutzbare Potenzial der Geothermie in unserem Land auf mindestens 17 TWh. Dies entspricht einem Viertel des Wärmebedarfs. Jährlich liessen sich dadurch 4.5 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Rund die Hälfte dieser geothermischen Wärmeenergie lieferten künftig mitteltiefe Anlagen, so Geothermie-Schweiz. Die in der West- und neu auch in der Deutschschweiz entstehende Dynamik kam auch am erstmals ausgetragenen Geothermie- Forum in Freiburg zum Ausdruck. Rund 300 Teilnehmende aus zehn Ländern setzten sich mit Möglichkeiten auseinander, wie das Potenzial der Ressource Erdwärme schneller freigesetzt werden kann: für die CO2-freie Wärme- und Stromgewinnung und für die Speicherung von Wärme, Kälte und CO2 im Schweizer Untergrund.
Auch das Bundesamt für Energie (BFE) setzt auf Geothermie. Frank Rutschmann, Leiter Erneuerbare Energien, betonte in Freiburg: «Auch nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes bleiben die ambitionierten klima- und energiepolitischen Ziele des Bundesrates bestehen. Geothermische Energie kann einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele sowohl im Wärme- als auch im Stromsektor leisten.»