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Biomasse beheizt Biomasse

Foto: David Eppenberger

Ökologisch erzeugte Produkte boomen, die Preise für fossile Brennstoffe schwanken und die CO2-Abgaben steigen. Deshalb sollten Gewächshausbetreiber umweltfreundliche Beheizungskonzepte prüfen – beispielsweise solche mit Holz.

Pressedienst

Foto: David Eppenberger

Auf einer Konstruktionsfläche von insgesamt 440 Hektaren kultivieren schweizweit 538 Betriebe Frischgemüse in gedecktem Anbau (Stand 2016). Diese ist im Vergleich zu rund den 10’000 Hektaren Freilandanbaufläche relativ klein, ihr Energieverbrauch aber ungleich viel höher: Laut Agroscope verbrauchen die Gewächshäuser und Folientunnel rund einen Viertel des Energiebedarfs der gesamten Schweizer Landwirtschaft. Allein die beheizten Treibhäuser benötigen je nach Kulturführung zwischen 50 und 250 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Dabei findet hinsichtlich der verwendeten Energieträger eine kontinuierliche Umstellung von Öl- auf Gasheizungen statt, aber auch CO2-neutrale Wärmequellen sind im Trend. Aufgrund des konstant hohen Energiebedarfs sowie des zunehmenden Bewusstseins für Belange der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes gewinnen sie immer mehr an Bedeutung – wie etwa die Holzenergie.

 

Nachgefragt bei Patrik Küttel, DM Energieagentur AG

Wie kann ich erneuerbar heizen und somit CO2-Emmissionen reduzieren?

 

Nebst Holzheizungen sind Grundwasserwärmepumpen, der Anschluss an einen Wärmeverbund oder die Nutzung von Abwärme eines «benachbarten» Industriebetriebes gute Lösungen für die Beheizung eines Gewächshausbetriebes. Unabhängig von der Wahl des Energieträgers hängt der Wärmebedarf von Gewächshäusern nicht nur von der Aussentemperatur, sondern sehr stark auch von der Kulturführung ab. Starke Lastschwankungen müssen im Falle einer Holzheizung mit einem grossen Energiespeicher und einer vorausschauenden, übergeordneten Regelung (Speichermanagement) aufgefangen werden. Für eine korrekte Auslegung der Kesselleistung und der Speichergrösse erachten wir es als eine zwingende Voraussetzung, den Wärme- und Leistungsbedarf der Gewächshäuser mit Hilfe eines Gewächshausimulations-Programmes professionell zu bestimmen. Dabei werden die Bauart und die Ausrüstung des Gewächshauses sowie die klimatischen Bedingungen am Standort, die Kulturführung und der Einfluss der CO2-Düngung berücksichtigt.

Intelligente Holzheizungen

Automatische Holzfeuerungen sind technisch ausgereift und auf dem Markt längst etabliert. Seit einigen Jahren kommen sie auch zur Aufzucht von Nutz- und Zierpflanzen zum Einsatz und erfüllen dank ausgeklügelter Regeltechnik die komplexen Anforderungen an das Lastmanagement. Eine Pionieranlage mit prädikativer Regelung wurde 2006 von den Gebrüder Müller Agrarbetriebe im zürcherischen Steinmaur in Betrieb genommen: Eine intelligente, übergeordnete Steuerung berechnet aus den Betriebsdaten und Prognosen der Wetterstation Zürich-Kloten die notwendige Heizleistung und passt das Wärmeangebot den aktuellen Wetterbedingungen an. Wie die Zahlen des Projekts bestätigen, ist der Ölheizungsersatz trotz höheren Investitionskosten und etwas umfangreicherem Wartungsaufwand nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich von Vorteil. So liegen bei den momentanen Marktpreisen die jährlichen Kosten für den Holzbrennstoff mindestens 100’000 Franken tiefer als für Heizöl (Stand Juni 2017). Hinzu kommen weitere Kostenvorteile durch den Wegfall der CO2-Abgabe.

Investition in die Zukunft

Nicht nur Endkonsumenten setzen vermehrt auf nachhaltige Produkte, auch Detailhändler wie Migros und Coop haben sich Energieeffizienz und CO2-Reduktion gross auf die Fahne geschrieben. Damit steigt auch der Druck auf die Gemüseproduzenten, welche am Anfang der Wertschöpfungskette stehen. Viele Betriebe, die bereits auf eine umweltfreundliche Wärmeversorgung umrüsteten, spüren das zunehmende Umweltbewusstsein der Kundschaft. Etwa die Gärtnerei Huser im aargauischen Auw: Dank ihrer Holzfeuerung, die mit Hackschnitzeln aus den umliegenden Wäldern beschickt wird, liessen sich eine Handvoll neuer Abnehmer finden, die dem Unternehmen das Fortbestehen ermöglichten. Es ist klar, dass je nach Voraussetzungen am Produktionsstandort unterschiedliche Beheizungskonzepte in Frage kommen. Eine Holzheizung ist – wenn weder ein Wärmeverbund noch ein ausreichendes Abwärmeangebot vorhanden ist – die am einfachsten realisierbare und über die Lebensdauer gesehen wirtschaftlichste Lösung mit erneuerbarer Energie. Die anfänglichen Mehrkosten sind dabei als langfristige Investition in eine sichere Versorgung mit sauberer Energie aus der Region zu betrachten.