Die Initiative des Energie Club Schweiz will das Neubauverbot für Atomkraftwerke aus dem Kernenergiegesetz streichen. Dieses Projekt schadet der Energiewende und verfolgt den einzigen Zweck, von den dringenden energiepolitischen Aufgaben abzulenken. Der Angriff auf das Neubauverbot ist destruktiv und bietet keine Lösungsansätze. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES lehnt die Initiative entschieden ab.
Schweizerische Energie-Stiftung SES
2017 haben die Schweizer Stimmberechtigten der Energiestrategie 2050 deutlich zugestimmt. Diese basiert auf den Grundpfeilern Atomausstieg, Förderung erneuerbarer Energien und erhöhter Effizienz im Umgang mit Energie. Stimmbevölkerung, Wissenschaft, Stromwirtschaft und eine breite politische Allianz sind sich einig, dass nur der rasche Zubau erneuerbarer Energieträger eine zuverlässige Stromversorgung der Schweiz garantiert. Die heute lancierte Initiative will diesen Volksentscheid in sein Gegenteil verkehren – ohne praktikable Lösungsansätze zu bieten. Das Resultat wäre Chaos und Unsicherheit in der ganzen Strombranche.
Atomenergie ist der zentrale Risikofaktor
Die Forderung nach neuen Atomkraftwerken ignoriert die Entwicklungen des 21. Jahrhunderts. Die Initiative basiert auf energiepolitischen Maximen der 1970er Jahre und ignoriert eine Reihe von entscheidenden Fakten:
- AKW stellen bereits heute ein Klumpenrisiko für die Stromversorgung dar – unplanmässige Ausfälle sind kaum zu kompensieren. Die ElCom hat in ihrem Bericht explizit darauf hingewiesen, dass die Strommangelszenarien von AKW-Ausfällen ausgelöst werden. Fabian Lüscher, Leiter Fachbereich Atomenergie der SES kritisiert: «AKW sind in der Stromversorgung der zentrale Risikofaktor und nicht die Lösung.»
Neue AKW wären frühestens in 20 bis 25 Jahren einsatzbereit. Sie können bis dahin nichts zur Versorgungssicherheit beitragen. Neue Reaktortechnoloien existieren bisher nur auf dem Papier und stehen noch jahrzehntelang nicht zur Verfügung. - Neue AKW sind finanziell kaum zu stemmen und würden auf Kosten des Ausbaus erneuerbarer Energien gehen. Alle grossen Energieversorgungsunternehmen in der Schweiz haben sich klar auf den Atomausstieg zugunsten erneuerbarer Stromproduktion festgelegt und öffentlich bekundet, dass eine AKW-Neubaudebatte der Energiewende in der Schweiz schadet.
- Weder Energieversorgungsunternehmen noch Banken und Versicherungen sind bereit in neue AKW zu investieren, allfällige ausländische Investoren würden immense Abhängigkeiten schaffen.
- AKW schaffen jahrzehntelange Pfadabhängigkeiten und schränken damit die Entscheidungsfreiheit künftiger Generationen enorm ein.
Problembehaftete Technologie
Der Krieg in der Ukraine führt uns wieder in aller Deutlichkeit vor Augen, welche Gefahren von Atomkraftwerken ausgehen. Die absolute Sicherheit gibt es nicht – weder bei bestehenden noch künftigen Reaktoren. Auch die radioaktiven Abfälle verschwinden nicht, egal auf welchen Reaktortyp gesetzt würde. Fabian Lüscher, Leiter Fachbereich Atomenergie der SES macht klar: «Selbst nach über 50 Jahren Kernenergie in der Schweiz haben wir keine sichere Entsorgung für radioaktive Abfälle gefunden. Das Kapitel Kernenergie muss so bald wie möglich abgeschlossen werden.»
Atom-Initiative präsentiert Scheinlösung
Die SES lehnt die neue Volksinitiative entschieden ab, weil sie destruktiv ist, keine praktikablen Lösungen für die anstehenden Herausforderungen anbietet und den eingeschlagenen Weg der Energiestrategie sabotiert. Die SES setzt sich dafür ein, den Umbau des Energiesystems mit Nachdruck voranzutreiben – basierend auf den politisch breit abgestützten Pfeilern der Energiestrategie 2050.