Die Schweizer Atomkraftwerke produzieren ihre Bandenergie zu einem viel zu hohen Preis. Die Gestehungskosten betragen rund das Doppelte des Marktpreises. Gemäss einer neuen Studie führen die angepeilten Laufzeiten von 60 Jahren zu einem Defizit von 13 bis 14 Milliarden Franken. Mit hohen Entschädigungsforderungen lenken die Betreiber nun davon ab, dass ihre Anlagen nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Der Weiterbetrieb der AKW kommt die Betreiber viel teurer zu stehen als der geordnete Ausstieg. Diese Rechnung geht zu Lasten der Sicherheit und der Schweizer Bevölkerung.
Pressedienst
Die AKW Gösgen, Leibstadt und Beznau produzieren gemeinsam einen jährlichen Betriebsverlust von 637 Millionen Franken. Hochgerechnet auf 60 angestrebte Betriebsjahre summieren sich die Defizite damit auf 13 bis 14 Milliarden Franken, errechnet eine Wirtschaftlichkeitsstudie von ETH-Dozent Rudolf Rechsteiner. Darin nicht eingerechnet sind die höheren Prämien für den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, die die Betreiber per Beschwerde bekämpfen.
Absurde Forderungen der AKW-Betreiber
Axpo-Chef Andrew Walo verlangt dennoch vorsorglich Entschädigungen von über 4 Milliarden Franken; sowie – bei einem Nein zur Volksinitiative – «Unterstützungsmassnahmen». Im Klartext hiesse das: Subventionen für den Weiterbetrieb. Die Drohungen der Axpo basieren jedoch von unterdessen überholten und zu hohen Preisen. Die Alpiq ihrerseits gibt derweil zu, dass auch ein Nein zur Volksinitiative ihr Problem mit der fehlenden Rentabilität nicht löst.
Studienautor Rechsteiner stellt die Frage, was billiger ist: der Weiterbetrieb oder das Abschalten der bestehenden AKW. Die Betreiber behaupten, die variablen Kosten der Atomkraftwerke betrügen bloss 2,5 Rp./kWh; der Weiterbetrieb sorge deshalb für Deckungsbeiträge und senke die Verluste.
Die Realität sieht aber anders aus. Die alten AKW verursachen nicht nur Personal- und Brennstoffkosten, sondern auch Ausgaben für Reparaturen und Unterhalt. Letztere werden in den Geschäftsberichten als «anlagetechnische Verbesserungen» beschönigt und als «Investitionen» in der Bilanz ausgegeben. In Wirklichkeit sind die variablen Kosten im Fall von Gösgen und Leibstadt mit 4 Rp./kWh aber rund 60% höher.
Bei Marktpreisen von 3 Rp/kWh decken damit die Atomkraftwerke nicht einmal die Kosten des laufenden Betriebs. Jeder Tag, den sie länger am Netz sind, steigern sie die Schulden der Betreiber. Deshalb erweist sich der geordnete Atomausstieg als sicherste Lösung, die vor Kostenexplosion schützt und die Risiken eines Unfalls senkt
Unbegründete Preis-Phantasien
Die Branche steigert sich nun in Wunschdenken und hofft, dass die Strompreise wieder steigen. Dies wird nicht geschehen. Dazu Jürg Grossen, Nationalrat und Co-Präsident des Wirtschaftskomitees für einen vernünftigen Ausstieg aus der Kernenergie: «Sinkende Kosten für Windenergie und Solarstrom drücken die Preise am Markt dauerhaft.» Erneuerbare Energien verdrängen so den Atomstrom aus dem Markt. Mit einer geplanten Ausserbetriebnahme aller Atomkraftwerke lassen sich Milliarden sparen.