Im Mai 2017 hat sich die Schweizer Stimmbevölkerung für das neue Energiegesetz ausgesprochen und damit für den langfristigen, schrittweisen Umbau des Schweizer Energiesystems. Das Bundesamt für Energie (BFE) hat nun den ersten Monitoringbericht publiziert, der künftig jährlich erscheinen wird. Dieser Bericht zeige, dass die Energiestrategie 2050 auf Kurs der Richtwerte bis 2020 sei, schreibt das BFE.
Pressedienst/Redaktion
Negative Reaktionen
Gemessen an den Zielen der Energiestrategie 2050 sind wir «auf Kurs». Das BFE vermittle damit die Botschaft, man könne sich jetzt zurücklehnen, schreibt die Schweizerische Energiestiftung SES. Das sei gefährlich. Für die Erreichung der Klimaziele von Paris und für einen Atomausstieg ohne gefährliche Langzeitexperimente sei eine Beschleunigung angesagt.
Das neue Energiegesetz hat die Fördermechanismen für erneuerbare Energien befristet, sie laufen 2022 (für Einspeisevergütung) bzw. 2030 (für Einmalvergütungen) aus (Sunset-Klausel im Energiegesetz). Eine Nachfolge ist nicht in Sicht, der angekündigte Übergang zum Lenkungssystem wird nicht weiter verfolgt, nachdem das «Klima- und Energielenkungssystem» vom Parlament abgelehnt wurde. «Das ist keine zukunftsgerichtete Energiepolitik, sondern manifestierter Stillstand», meint SES-Projektleiter Felix Nipkow. «Die Nachfolgearbeiten zur Energiestrategie müssen jetzt starten.»
Photovoltaik ist die günstigste Stromproduktionstechnik, sogar im Winterhalbjahr. Bundesrat und Parlament blockieren die Solarenergie auch nach dem Volks-Ja zur Energiestrategie, obschon sie den Netzzuschlagsfonds pro Kilowattstunde am geringsten belastet.
Neben vielen anderen Themen und Indikatoren beobachtet das Monitoring die Richtwerte zum Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wasserkraft sowie die Richtwerte zur Senkung des Energie- und Stromverbrauchs, die im neuen Energiegesetz (EnG), das am 1. Januar 2018 in Kraft getreten ist, festgeschrieben sind. Der erstmals publizierte jährliche Monitoringbericht 2018 zeigt gemäss BFE die Situation per Ende 2017, also noch vor Inkrafttreten der neuen gesetzlichen Massnahmen. Fazit: Die Ausgangslage ist sehr gut und es hat sich die nötige Dynamik entwickelt, um den Kurs der Energiestrategie 2050 weiter zu verfolgen.
Produktion neue erneuerbaren Energien
Sie steigt seit dem Jahr 2000 an, seit 2010 hat sich das Wachstum verstärkt. 2017 lag die erneuerbare Stromproduktion bei 3653 Gigawattstunden (GWh) oder bei 6,4% der gesamten Netto-Elektrizitätsproduktion. Der Richtwert 2020 beträgt 4400 GWh. Vom angestrebten Zubau von 3000 GWh zwischen dem Basisjahr 2010 und 2020 waren 2017 bereits 75% erreicht.
Produktion Wasserkraft
2017 lag die mittlere Netto-Produktionserwartung bei 35`878 GWh. Der Richtwert 2035 beträgt 37`400 GWh. Basisjahr ist hier 2011, bis 2035 wird ein Nettozubau von rund 2000 GWh angestrebt. Davon waren 2017 25,6% erreicht.
Endenergieverbrauch pro Kopf
Er hat seit dem Jahr 2000 abgenommen. 2017 lag er 15,7% unter dem Basisjahr 2000, witterungsbereinigt beträgt der Rückgang sogar 16,3%. Damit wurde der Richtwert 2020 (-16%) bereits erreicht.
Stromverbrauch pro Kopf
2017 lag er 4,9% unter dem Wert von 2000, witterungsbereinigt betrug der Rückgang 5,0%. Auch hier ist der Richtwert 2020 (-3%) bereits erreicht.
40 Indikatoren in 7 Themenfeldern
Der ausführliche Monitoring-Bericht enthält insgesamt rund 40 Indikatoren in sieben Themenfeldern: Energieverbrauch und -produktion, Netzentwicklung, Versorgungssicherheit, Ausgaben und Preise, energiebedingte CO2-Emissionen, Forschung und Technologie und Internationales. Die wichtigsten Indikatoren sind auch in einer Kurzfassung verfügbar.
Beide Berichte sind im Internet verfügbar (www.energiemonitoring.ch). Alle fünf Jahre erfolgt zudem eine Berichterstattung des Bundesrats zuhanden des Parlaments mit vertiefenden Untersuchungen und einer energiepolitischen Standortbestimmung.