Der Klimawandel kommt schneller und heftiger als bisher angenommen. Es scheint, als ob wir die letzte Generation wären, die diese Entwicklung noch bremsen kann. Nach der Zeit des Zauderns ist es höchste Zeit zu handeln. Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie SSES fordert deshalb, den Zubau an erneuerbaren Energien jetzt deutlich zu beschleunigen und seitens des Bundes die notwendigen Mittel bereitzustellen.
Walter Sachs/Beat Kohler
Der diesjährige Hitzesommer mit seiner langanhaltenden Trockenheit war möglicherweise ein Vorbote eines wesentlich rascheren und radikaleren Klimawandels als in den bisherigen Modellen vorausgesagt. Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen zu solchen Ergebnissen und sehen die Ursachen in entscheidenden Kippvorgängen des globalen Umweltsystems. Nach Jahrzehnten der Diskussion und des Zauderns ist es also höchste Zeit zu handeln. Der Zubau an erneuerbaren Energien muss in der Schweiz deutlich rascher von statten gehen als in den vergangenen Jahren. Es braucht jetzt einen grossen Schritt nach vorn und eine Verdreifachung des Zuwachses beim Ausbau der Photovoltaik von jährlich 250 auf 750 Megawatt neuer Leistung. Der Bundesrat muss jetzt handeln.
Umbau lohnt sich
Die Solarenergie hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur unter Beweis gestellt, dass sie einwandfrei und sehr zuverlässig funktioniert – sie ist inzwischen sogar eine der preisgünstigsten Energieformen. Das gilt nicht nur für Saudi-Arabien, wo künftig in der grössten Photovoltaikanlage der Welt Solarstrom für weit unter fünf Cent pro Kilowattstunde produziert werden wird, sondern auch für die Schweiz, wo neue gewerbliche Grossanlagen Strom heute schon für deutlich unter zehn Rappen pro Kilowattstunde produzieren. Dass ein rascher Umbau sich für die ganze Volkswirtschaft lohnt, hat die EPFL in Lausanne dieses Frühjahr mit einer neuen Studie eindrucksvoll belegt. Auch betriebswirtschaftlich rechnet sich dies für die Unternehmen. Sie erhalten günstige, auf lange Zeit kalkulierbare und gleichbleibende Strompreise.
Zu lange Wartezeit
Im Moment werden aber gewerbliche Anlagen, die einen besonders grossen Beitrag zur Energiewende beitragen könnten, ausgebremst. Dies wegen Wartezeiten auf die Einmalvergütung für Grossanlagen (GREIV). Hier bestehen Wartezeiten von sechs und mehr Jahren. Die SSES fordert deshalb vom Bundesrat, dass jetzt ein einmaliger Betrag gesprochen wird, um die Warteliste komplett abzubauen. Ebenso bei der Vergütung für Kleinanlagen (KLEIV), bei der die Wartezeit immer noch zwei Jahre beträgt. Gemäss Swissgrid stehen den Photovoltaikanlagen 2018 für die Einmalvergütung insgesamt 120 Millionen Franken zur Verfügung. Die SSES fordert einmalig eine Verfünffachung dieser Summe, um die Wartelisten abzubauen und vor allem den Anreiz für den Bau von Grossanlagen zu erhöhen. Dies würde zu einem wesentlich rascheren Zubau führen, welcher unabdingbar für die Einhaltung der Ziele des Klimaabkommens von Paris ist.
Rasches Handeln ist möglich
Bei den Rettungen der Grossbanken nach der Finanzkrise 2008 hat der Bundesrat sehr schnell gehandelt und ohne langwierige politische Prozesse die Grossbank UBS mit Unterstützungen in der Höhe von insgesamt 68 Milliarden Franken gerettet. Dank dem beherzten und raschen Eingreifen sind diese Gelder schlussendlich in die Staatskasse zurückgeflossen. Ein ebenso beherztes Eingreifen braucht es nun in der immer sichtbarer werdenden Klimakrise und die Rettung des Klimas. Die Mittel könnten beispielsweise aus den Mitteln der CO2-Abgabe kommen oder über Bundesanleihen finanziert werden, mit denen der Bund angesichts der Negativzinsen sogar noch Geld verdient. Dies sollte uns allen unser Klima wert sein. Denn eines ist sicher: wenn wir jetzt nicht handeln, wird die Schweiz in 50 Jahren anders aussehen als jetzt. Es liegt im Wesen des schleichenden Wandels, dass keine einzelnen Wetterereignisse ein rasches Handeln nach sich ziehen – auch wenn der trockene Hitzesommer ein weiteres deutliches Warnzeichen war. Rasches Handeln ist aber angezeigt. Und auch mit deutlich tieferen Beträgen als in der Bankenkrise ist das möglich. Die Beträge, die jetzt für die Umstellung des Energiesystems eingesetzt werden, können zudem später durch geringere Ausgaben für die Anpassungen an den fortschreitenden Klimawandel eingespart werden.