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Kirche Trin

Die Schützenswerte Kirche Trin hat mit dem neuen Dach nichts von ihrer Wirkung verloren – im Gegenteil.

Eine PV-Anlage auf einer alten Kirche: ein Abenteuer

Die Idee mit der anstehenden Kirchensanierung der Kirche Trin das Dach mit einer rund 240 Quadratmeter grossen Photovoltaikanlage einzudecken, fasste die Kirchgemeindeversammlung bereits im 2017 einstimmig. Doch mit dem Entschluss zu einer möglichen Umsetzung 2019 begann eine mehrjährige Leidensgeschichte.

TEXT: BEAT DEPLAZES UND JÜRG SCHEIDEGGER

Der Vorstand der Politischen Gemeinde Trin hätte die PV-Anlage lieber an der südlichen Stützmauer als auf dem Dach der Kirche Trin gesehen. Immerhin handelt es sich bei der Kirche Trin um eine über 500 jährige Kirche. Der Dorfkern von Trin mit der Kirche ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz ISOS wegen seiner regionalen Bedeutung eingetragen. Aus diesem Grund empfahl die kantonale Denkmalpflege der Gemeinde, das Baugesuch für die PV-Anlage nicht zu genehmigen. Daraufhin lehnte die Gemeinde das Baugesuch im 2018 ab. Dank einem Wechsel im Gemeindevorstand wurde das Baugesuch mit kleinen Anpassungen im November 2022 endlich genehmigt. Die kantonale Denkmalpflege wies damals darauf hin, dass das Solardach ein Eingriff ins geschützte Ortsbild sei. Interessant ist aber, dass auf dem Dach des Restaurants Casa Alva – unmittelbar beim Friedhof – bereits seit sehr langer Zeit eine Aufdachsolaranlage in Betrieb ist, welche vom Gesetz her nicht erlaubt wäre.

Grosszügige Spenden ermöglichen den Bau

Die Versammlung der Kirchgemeinde genehmigte im 2019 einstimmig die Dachsanierung mit der PV-Anlage. Das Dach war ursprünglich mit Schindeln eingedeckt. Später wurden die Schindeln aus feuerpolizeilichen Gründen durch rot-braune Dachziegel ersetzt. Die vorgesehenen Solarmodule wurden in schwarz geplant. Damit ein einheitliches Erscheinungsbild entstand wurden beim Kirchenschiff Blindmodule anstatt von Dachplatten montiert und die Blechabdeckungen farblich passt. Um die Spiegelung zu minimieren, entschied man sich für Module mit einem speziellem Glas. Im Dachstock der Kirche lebt eine kleine Kolonie Fledermäuse. Für sie wurde im Dachstock ein Wärmeglocke gebaut, um das Abwandern der Fledermäuse zu verhindern. Die Kosten der PV-Anlage wurden mit 180 000 veranschlagt und die Energieproduktion auf 34 000 kWh pro Jahr geschätzt, was den Verbrauch von acht Haushalten entspricht. Dies führt zu einer CO2-Reduktion von rund 22 Tonnen pro Jahr. Die Kirchgemeinde hatte das Glück, dass durch eine grosszügige Spende ein grosser Teil der Kosten der PV-Anlage gedeckt waren. Und wer das Projekt unterstützen will, kann zudem Gotti oder Götti eines Solarpanels werden – mit einer Zahlung von 385 Franken.

Vor der Sanierung waren rote Dachzielgel auf der Kirche Trin verbaut. Foto: Beat Deplazes

Denkmalschützer sind nicht erfreut

Der ehemalige Präsident der Kirchgemeinde Trin, Jürg Scheidegger hofft, dass noch auf mehr historischen Gebäuden PV-Anlagen gebaut werden: «Wir zeigen klar, dass wir nicht nur predigen, sondern auch etwas machen für die Energiewende und für künftige Generationen.» Der Leiter der kantonalen Denkmalpflege Simon Berger befürchtet nun die Signalwirkung, die das Projekt als erstes dieser Art sicher haben werde. Der Schweizer Heimatschutz unterstützt die Energiestrategie 2050. Trotzdem ist der Verein ganz und gar nicht erfreut über das Solardach der Kirche Trin. In der Schweiz sind nur rund 10% der Gebäude unter einem bestimmten Schutz. Der Heimatschutz ist der Meinung, dass die Ziele der Energiestrategie 2050 auch ohne Solaranlagen auf geschützte Gebäude zur erreichen ist. Auf der anderen Seite unterstützt die Evangelisch reformierte Landeskirche Graubünden energetische Massnahmen – unter anderem auch die Erstellung von PV-Anlagen auf Kirchendächer – mit Informationen und finanzieller Unterstützung. Die SSES SO hat das Projekt von Anfang an moralisch unterstützt. Im allerschlimmsten Fall hätte der Verein die Kirchgemeinde bei einer juristischen Auseinandersetzung finanziell unterstützt.

Grundsätzlich sind Kirchen durch ihre Lage, Ausrichtung und Bauweise bestens geeignet, um Energie zu produzieren. Damit bekommen Kirchen in Zukunft einen zusätzlichen Nutzen. Mit PV-Anlagen können sie ihren Energiebedarf selber decken und den überschüssigen Strom ins Netz einspeisen und dadurch einen Beitrag zur Energiewende sowie einen kleinen Schutz der Schöpfung leisten. Die Projektverantwortlichen haben auch eine Information an allfällige Nachahmer: Baukommissionen sind leider nicht über die jeweils aktuellen Vorschriften für Solaranlagen informiert. Hier wäre es dringendst notwendig, dass die Kantone oder der Bund für eine entsprechende Ausbildung der Baukommissionen sorgen müssen.

Die schwarzen Solarmodule nach der Sanierung entsprechen farblich wieder mehr der Farbe der ursprünglichen Schindelbedeckung. Foto: Beat Deplazes

Durchhaltewillen hat sich ausbezahlt

Nach dem Abschluss des Baus sind die Rückmeldungen der Dorfbevölkerung ausschliesslich positiv, die Trinser und Trinserinnen sind Stolz ihr neues Kirchendach. Die Elektroheizung in der Kirche ist immer noch in Betrieb, sie wurde mit einer intelligenten Steuerung ergänzt. Jetzt wird die Elektroheizung mit Energie von «oben» betrieben. Die Fenster wurden energetisch saniert und innen mit Isolierglas ergänzt. Der Dachstock wurde bereits vor mehreren Jahren mit Zellulose belegt. Von der Idee das Dach mit einer PV-Anlage zu belegen bis zur Inbetriebnahme sind über sechs Jahre vergangen. Zum Glück hat sich Jürg Scheidegger durch die vielen Probleme und Hindernisse nicht beirren lassen. Die PV-Anlage ist seit dem November 2023 in Betrieb und liefert sauberen Strom. Angesichts dieser langen Dauer bleibt die Frage: Schaffen wir so die Energiewende?

www.kirchgemeinde.ch/kg/trin/trin-kirchensanierung