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Neue AKW katapultieren Schweizer Energiepolitik in das vergangene Jahrhundert

Die aktuelle Gefahr einer Strommangellage führt zu absurden Auswüchsen in der Energiedebatte – nicht zuletzt zu Forderungen nach neuen Atomkraftwerken. Dies obwohl Kosten-Nutzen in einem absoluten Missverhältnis stehen. Die SSES fordert kreativere Wege, als einmal mehr überholte Vorschläge aus dem 20. Jahrhundert aufzuwärmen. Sie stellt sich entschieden gegen die Initiative des Energie Club Schweiz.

Manchmal liegt das Gute so nah – und es wird trotzdem jahrzehntelang ignoriert. Die Sonne liefert seit jeher zuverlässig und sicher Energie, welche wir heutzutage in Form von Wärme und Strom nutzen können. Ihre Nutzung muss endlich mit passenden Massnahmen ausgebaut werden, was in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt und teilweise blockiert wurde. Stattdessen lancieren gewisse Kreise erneut die  Diskussion um eine untaugliche Technologie aus dem letzten Jahrhundert. Es wird vorgegeben, dass Lucens, Fukushima und Tschernobyl bereits wieder  aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden sind. Argumente werden zurechtgebogen, obwohl aus objektiver Sicht klar ist: Atomenergie ist nicht mehr konkurrenzfähig mit der Solarenergie.  

Bauzeiten und Kosten von AKW übersteigen diejenigen aller anderen Technologien bei weitem, frühestens in 15 Jahren könnte ein solches Kraftwerk in Betrieb genommen werden. Zudem sind AKWs selbst über die gesamte Laufzeit kaum wirtschaftlich zu betreiben: beim sich seit vielen Jahren im Bau befindliche AKW Hinkley Point C garantiert der englische Staat den Strompreis, zuzüglich Inflationsausgleich, Risikoübernahme bei den Rückbaukosten und der immer noch ungelösten Endlagerung von Atommüll. Die Frage der Entsorgung ist auch in der Schweiz nach wie vor offen und es zeichnet sich keine Lösung ab. Bereits organisiert sich der Widerstand gegen die neuen Vorschläge der Nagra für Endlagerstandorte in der Schweiz. Zudem ist die Klima-Bilanz bei der Atomenergie – anders als oft behauptet wird – weit grösser als Null. Dies nicht zuletzt wegen den hohen CO2-Emissionen beim Bau selber, sondern auch aufgrund der Gewinnung und Aufbereitung des Urans, der im Betrieb und bei der Wiederaufbereitung emittierten ionisierenden, radioaktiven Edelgase sowie des Rückbaus und der Endlagerung. Zudem gilt es in der aktuellen geopolitischen Situation festzuhalten, das Uran zu einem grossen Teil aus Russland stammt. 

Solarenergie ist deutlich preisgünstiger als Atomstrom, sogar inklusive saisonaler Speicherung. Dass dies tatsächlich so ist, zeigt Deutschland: in den letzten 8 Jahren hat ein leistungsmässiger Solarzubau stattgefunden, der 75 mal dem AKW Beznau I entspricht, oder einem jährlichen Energieertrag, der grösser ist, als der aller vier Schweizer AKW zusammen. Der Ausbau der Solarenergie ist weit günstiger und nicht mit dem grossen Risiko behaftet, das eine Verlängerung der Laufzeit der Schweizer AKW mit sich bringen würde. 

Abschliessend noch ein Rechenbeispiel:

Ein neues AKW  mit 1 GW elektrischer Leistung würde pro Jahr 8000 GWh Strom, also ca. 13% des jetzigen Schweizer Stromverbrauchs, produzieren.

ca. 13% des jetzigen Schweizer Stromverbrauchs, produzieren. Äquivalent dazu wären 8 GW Solarleistung zu installieren, wobei 40% der produzierten Solarstrommenge im Winter anfallen würden. Diese Annahme beruht auf den durchschnittlichen 30% Leistung einer “normalen” Solaranlage in Kombination mit winterstromoptimierten Anlagen. Diese 8 GW Photovoltaik wären beim jetzigen Ausbautempo in 8 Jahren gebaut bei Kosten von rund 6 Milliarden Franken. Die Tag-Nacht- wie auch die Winterstromthematik – soweit sie nicht direkt mit Photovoltaik gelöst wird – kann durch die Schweizer Wasserkraft mit den Lauf- und Speicherkraftwerken angegangen werden.

Hier geht’s zur Medienmitteilung als PDF.