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Solarthermie: Und sie lohnt sich doch

Mit großen Solarthermie-Anlagen an der Fassade lassen sich auch im Winter hohe solare Deckungsgrade erreichen. Foto: Solarthermie-Jahrbuch / Ina Röpcke

Das Vorurteil, dass sich Solarwärme-Anlagen nicht rentieren, hält sich hartnäckig. Jens-Peter Meyer, Autor des Wissensportals www.solarthermie-jahrbuch.de, rückt die häufigsten Irrtümer zur Solarthermie zurecht.

Pressedienst/Redaktion

Unter allen Möglichkeiten, Wärme für das Duschen und die Heizung zu gewinnen, bieten Solarwärme-Systeme die beste Klima- und Umweltfreundlichkeit. Sie stoßen kein Treibhausgas aus, denn sie nutzen die kostenlose Sonneneinstrahlung. Sie bestehen aus umweltfreundlichen, langlebigen Materialien, die sich problemlos recyceln lassen. Ihre Effizienz ist enorm. Das zeigt der Vergleich mit der Wärmepumpe. Eine Wärmepumpe hat eine Leistungszahl von 3 bis 5. Das heißt, sie produziert aus einem Teil hineingestecktem Strom 3 bis 5 Teile Wärme. Die Solarthermie hat hingegen eine Leistungszahl von bis zu 100. Dank ihres 3- bis 4-mal größeren Wirkungsgrades gegenüber der Photovoltaik benötigen Solarkollektoren auf dem Dach viel weniger Platz als Photovoltaik-Module, die Solarstrom erzeugen. Dieser geringe Platzbedarf ist auch ein Grund, warum sich Solarwärme- und Solarstrom-Systeme gut kombinieren lassen.

Trotz dieser unbestrittenen Vorteile fristet die Solarthermie in der Öffentlichkeit ein Schattendasein. Jens-Peter Meyer, Autor des Wissensportals www.solarthermie-jahrbuch.de, hat sich mit der Situation in Deutschland befasst und stellt in der Diskussion über die Solarwärme-Erzeugung Irrtümer fest, die er berichtigen will.

Irrtum 1: Solarthermie lohnt sich nicht

Der erste Irrtum bestehe darin, dass oft behauptet werde, Solarthermie lohne sich nicht, so Meyer. Richtig sei vielmehr, dass Solarwärme-Systeme in doppelter Hinsicht lohnen. Sie lohnen sich für das Klima, denn sie sparen viel Kohlendioxid ein und sie lohnen sich für den Geldbeutel. «Langfristig macht sich die Investition in eine Solarwärme-Anlage nämlich bezahlt. Egal, ob die Solarthermie Öl bei der Ölheizung, Gas bei der Gasheizung, Pellets bei der Pelletsheizung oder Strom bei der Wärmepumpenheizung einspart: Die Einsparung an Brennstoffkosten sorgt dafür, dass sich die Solarwärme-Anlage je nach Anlagengröße in 11 bis 16 Jahren amortisiert», stellt Meyer fest. Das entspreche einer Rendite von 2,8 bis 6,9 Prozent. In dieser Berechnung des Deutschen Bundesverbandes Solarwirtschaft sind keinerlei Fördermittel berücksichtigt. In der Rendite-Rechnung gehen die Experten von einer Lebensdauer der Solarwärme-Anlage von 20 Jahren aus. Solarkollektoren und Wärmespeicher halten nach allem, was man weiß, aber 30 Jahre und länger. Das treibt die Rendite weiter nach oben.

Auch hier der Vergleich zur Photovoltaik: Stromspeicher sind wesentlich teurer als Wärmespeicher und halten bei weitem nicht so lange. Während bei der Solarwärme der Speicher schon immer mit dabei ist, verteuert der Stromspeicher die Photovoltaik-Anlage gravierend. So gravierend, dass sich Photovoltaik-Anlagen mit Stromspeicher gerade einmal an der Schwelle zur Wirtschaftlichkeit befinden, in vielen Fällen diese aber auch gar nicht erreichen.

Irrtum 2: Warmwassersolaranlagen lohnen sich mehr als Solarheizungen

Experten unterscheiden zwischen Solaranlagen, die nur warmes Wasser für Dusche, Bad und Küche bereitstellen, und Solarheizungen, die zusätzlich auch Heizwärme liefern. Richtig ist, dass in vielen – aber nicht in allen – Modellrechnungen die Rendite von Warmwasser-Solaranlagen besser ist als die von Solarheizungen. Das liegt daran, dass Solarheizungen mehr Wärmeleistung brauchen. Das hat zur Folge, dass sie im Sommer mehr Solarwärme produzieren, als der Haushalt abnehmen kann. Dieses nicht genutzte Potenzial kann negativ zu Buche schlagen. Darum ist es bei jeder Solarwärme-Anlage wichtig, die Wärme im Sommer optimal zu nutzen. Haushaltegeräte, wie den Geschirrspüler oder die Waschmaschine, sollte man auf jeden Fall an die Warmwasserversorgungen anschließen. Denn nur so können sie kostenlose Solarwärme anstelle von teurem Strom nutzen.

Für die größeren Solarheizungen spricht aber, dass der Anteil der Speicherkosten und Installationskosten mit der Anlagengröße abnimmt. Und selbst, wenn die Rendite der größeren Anlage etwas geringer ausfällt als die der kleinen: Die große Anlage spart 20 bis 30 Prozent der Brennstoffkosten ein. Die kleine spart weniger als 10 Prozent.

Es ist heute problemlos möglich, auch 70 Prozent und mehr der häuslichen Wärme mit der Solarthermie abzudecken. Das sorgt für langfristig extrem geringe Heizkosten. Und es bedeutet eine weitgehende Unabhängigkeit von Preisschwankungen der fossilen Brennstoffe.

Irrtum 3: Solarthermie spart nur viel in gut gedämmten Häusern

Es ist zwar richtig, dass nur gut gedämmte Häuser auch einen großen Anteil ihrer Energie mit Solarwärme abdecken können. Bei schlecht gedämmten Häusern ist die benötigte Wärmemenge einfach so groß, dass die Solaranlage nur wenig im Verhältnis dazu beitragen kann. Wenn der solare Deckungsanteil bei einem gut gedämmten Haus bei 30 Prozent liegt, schafft die gleich leistungsstarke Solaranlage beim schlecht gedämmten Haus nur 10 Prozent. Das heißt aber nicht, dass sie sich nicht lohnt. Im Gegenteil: Sie spart sogar mehr Brennstoffkosten ein. Das liegt daran, dass moderne Gebäude in Monaten wie April und Mai, aber auch im September und Oktober praktisch keine Heizung benötigen. Gerade April und Mai sind aber Monate mit einer sehr hohen Sonneneinstrahlung Daher kann die Solarthermie in diesen Zeiten das Haus optimal heizen.