Die Daten zur neuen strengeren Stromkennzeichnung sind veröffentlicht. 2018 konnte die Schweiz ihren Anteil an erneuerbaren Energien weiter steigern. Zu Rund 74% stammte der Strom aus Schweizer Steckdosen zu rund 74% (2017: 68%) aus erneuerbaren Energiequellen. Zur Deklaration ausländischen Stroms gibt es neu Ersatznachweise.
Pressedienst/Redaktion
Die Daten zum Schweizer Strom-Liefermix werden jährlich erhoben und auf www.stromkennzeichnung.ch im Stromkennzeichnungs-Cockpit veröffentlicht. Die diese Woche publizierten Daten geben Aufschluss über die Stromlieferungen 2018. Für die Stromkennzeichnung gilt zum ersten Mal die Pflicht zur Volldeklaration. Dies bedeutet, dass Strom unbekannter Herkunft – so genannter „Graustrom“ – nur noch in Ausnahmefällen und bis zum Lieferjahr 2020 zulässig ist.
Produktionsmix ist nicht gleich Liefermix
An die Schweizer Steckdosen wird nicht nur Strom aus Schweizer Produktion geliefert: Es herrscht ein reger Handel mit dem Ausland, bei dem Strom exportiert und importiert wird. 2018 hat die Schweiz 1.6 Mrd. kWh mehr exportiert als importiert. Aufgrund des Stromhandels stimmt der Schweizer Produktionsmix nicht mit der durchschnittlichen Zusammensetzung des gelieferten Stroms überein. In der Schweiz wird Strom zu 55.4% aus Wasserkraft, 36.1% aus Atomkraft, zu 2.8% aus fossilen und knapp 6% aus erneuerbaren Energien produziert.
Seit 2005 sind Schweizer Stromversorgungsunternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, Herkunft und Zusammensetzung des gelieferten Stroms offenzulegen. Dies soll den Abnehmenden einen informierten Entscheid für ein bestimmtes Stromprodukt ermöglichen. Die Deklaration erfolgt jeweils rückwirkend, basierend auf den Daten des vorangegangenen Kalenderjahres. Seit 2006 müssen diese Zahlen allen Kundinnen und Kunden mit den Stromrechnungen bekanntgegeben werden. Seit 2013 werden die Daten zusätzlich auf der Internet-Plattform www.stromkennzeichnung.ch veröffentlicht.
Ersatznachweise
In der Schweiz wird der Strom anhand von Herkunftsnachweisen (HKN) deklariert. Da in den meisten Nachbarländern keine HKN für Strom aus konventionellen Kraftwerken ausgestellt werden, konnten Stromimporte bisland häufig nicht deklariert werden. Die neue Pflicht zur Volldeklaration erlaubt dies nun nicht mehr. Da viele Stromversorgungsunternehmen allerdings ausländischen Strom einkaufen, um ihre Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wurden neu Ersatznachweise eingeführt. So kann erstmals Kohlestrom aus dem Ausland als solcher deklariert werden und muss nicht mehr unter Graustrom zusammengefasst werden. Dies ist ein wesentlicher Schritt zu mehr Transparenz bei den Stromlieferungen.
Fast wie Herkunftsnachweise
Ausländische Kraftwerke müssen gemäss Schweizer Standards auditiert werden. Die Ersatznachweise sind dann wie klassische HKN gültig. Sie können gleichermassen für die Stromdeklaration verwendet und auch innerhalb der Schweiz im HKN-System gehandelt werden. Lediglich wieder exportiert werden dürfen sie nicht.
Volldeklaration 2018
Die Einführung der Volldeklaration und der Ersatznachweise ist ein wesentlicher Schritt zu mehr Transparenz bei den Stromlieferungen. Im Gegensatz zum Vorjahr konnte der deklarierte Graustrom um 10% gesenkt werden (2017: 16%, 2018: 6%). Zu Rund 74% wurde der Schweizer Stromverbrauch aus erneuerbaren Energien gedeckt (2017: 68%). Zu 66% aus Grosswasserkraft und zu 7.85% aus Photovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. Die Grosswasserkraft legte damit nochmals beachtlich zu (2017: 60.5%), während die neuen erneuerbaren Energien noch zu geringes Wachstum verzeichnen (2017: 7.2%). Doch auch die Atomkraft und fossile Energieträger haben wieder zugenommen. Atomkraft klettert von vorjährigen 15 auf 17%, Erdgas verdoppelt beinahe den Anteil auf 0.65% und neu sind 1% Kohlekraft deklariert. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Anteile nicht neu sind, sondern lediglich aufgrund der Ersatznachweise erst jetzt transparent werden.
Grossteil einheimische Energie
Zu grossen Anteilen versorgt sich die Schweiz selbst mit Strom. 76% der gelieferten Grosswasserkraft wurde in der Schweiz produziert. Das ist eine geringe Abnahme zum Vorjahr (2017: 80%). Die gelieferte Kernenergie stammte zu 99.8%, die gelieferten neuen erneuerbaren Energien zu 91% aus der Schweiz. Die fossilen Energieträger wurden beinahe ausnahmslos importiert.