Gemäss der soeben erschienenen Statistik Sonnenenergie für das Jahr 2020 ist der Photovoltaik-Zubau in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um fast 50 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 493 Megawatt angestiegen. Insgesamt waren per Ende 2020 Solarpanels mit einer Leistung von nahezu 3 Gigawatt installiert, die 4,7 Prozent des Strombedarfs der Schweiz abdeckten. Der Markt wuchs in allen Segmenten. Für den Ersatz der Atomkraft und der fossilen Energien benötigt die Schweiz jedoch rund 15-mal mehr Solarleistung, die grösstenteils auf unseren Gebäuden installiert werden können. Swissolar fordert Bundesrat und Parlament auf, rasch die notwendigen Rahmenbedingungen für eine Steigerung des jährlichen Zubaus um den Faktor 3 zu schaffen, statt mit einer unverantwortlichen Verlängerung der AKW-Laufzeit zu liebäugeln.
Swissolar
Am 13.7.2021 wurde die von Swissolar erarbeitete und vom BFE (Bundesamt für Energie) plausibilisierte Statistik Sonnenenergie 2020 veröffentlicht. Swissolar hat eine vertiefte Analyse der Zahlen vorgenommen.
Photovoltaik: Mehr und grössere Anlagen
Die Verkaufszahlen der Photovoltaik (PV) stiegen gegenüber dem Vorjahr um 48 % auf den neuen Rekordwert von 493 Megawatt, was pro Kopf etwa einer Fläche von 0,3 Quadratmetern entspricht. Der Anteil der Solarstromproduktion am Stromverbrauch der Schweiz lag 2020 bei 4.7 % (2019: 3.8 %) und dürfte Stand heute die 5-Prozent-Schwelle überschritten haben.
Eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr liess sich in allen Grössenkategorien und Anwendungsbereichen feststellen. Besonders hoch sind die Zuwächse bei Anlagen auf Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsbauten sowie bei Anlagen über 100 Kilowatt. Die durchschnittliche Anlage war 24.5 Kilowatt (kW) gross, gegenüber 22.5 kW im Jahr 2018. Es zeigt sich ein Trend zu grösseren Anlagen in allen Kategorien.
Stromspeicher: Immer beliebter
Die Anzahl verkaufter Batteriespeicher wuchs gegenüber dem Vorjahr um 65 %. Rund 15 % der Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern werden mit einem Batteriespeicher kombiniert, oft in der Absicht, dem zu tiefen Rückliefertarif des lokalen Energieversorgers auszuweichen. Die gesamthaft installierte Speicherkapazität lag per Jahresende bei 28’400 Kilowattstunden (kWh).
Ein Blick über die Grenzen (1)
Weltweit wurden im vergangenen Jahr 140 Gigawatt (GW) PV-Leistung installiert, 18 % mehr als im Vorjahr – trotz Corona. Die weltweit installierte Leistung lag per Jahresende bei rund 760 GW, die jährliche Stromproduktion entspricht etwa jener von 115 AKW von der Grösse Gösgens und entsprach 3.7 % des weltweiten Strombedarfs. Im vergangenen Jahr kam alle 20 Tage die Produktionskapazität eines AKW hinzu.
Solarthermie: weiterer Rückgang
Beim Verkauf von Kollektoranlagen zur Nutzung der Solarwärme musste ein weiterer Rückgang der Verkaufszahlen um rund 18 % (2) hingenommen werden. Die Gründe sind unter anderem bei der Dominanz von Wärmepumpen im Neubau und bei Heizungssanierungen zu suchen. Swissolar ist jedoch überzeugt, dass Solarthermie eine wesentliche Rolle bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der Schweiz spielen muss, unter anderem in Kombination mit Wärmeverbünden zur Einsparung von Holz oder bei der Regeneration von Erdwärmesonden.
PV-Ausbau beschleunigen statt AKW-Laufzeit verlängern
«Für die Dekarbonisierung des Energiesystems und für den Ersatz der Atomkraft braucht es einen massiven Ausbau der Solarenergie auf rund 50 Gigawatt mit einer jährlichen Stromproduktion von 45 Terawattstunden.» sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. «Innerhalb von nur 30 Jahren müssen wir das 15-fache der heute installierten Leistung zubauen. Dazu müsste der jährliche Zubau innert den nächsten Jahren auf mindestens 1500 Megawatt (3) pro Jahr steigen, was dem Dreifachen des heutigen Zubaus entspricht.»
Gemäss der bundesrätlichen Botschaft vom 18.6.2021 zum «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» soll dieser Zubau jedoch von 2023 bis 2035 bei lediglich 700 MW/Jahr liegen. Die Gesetzesvorlage beinhaltet zudem Elemente, die den weiteren Ausbau der Solarenergie gefährdet. Dazu gehört insbesondere der Vorschlag, wonach ins Netz rückgelieferter Solarstrom basierend auf dem Marktpreis vergütet werden soll, sowie der Verzicht auf die bisherige Regelung zur Aufteilung von Arbeits- und Leistungstarifen.
Das Parlament muss hier rasch korrigieren, damit der notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien endlich geschieht – der kürzliche Beschluss des österreichischen Parlaments, bis 2030 eine hundertprozentig erneuerbare Stromversorgung zu erreichen, könnte dabei ein Wegweiser sein. Gleichzeitig ist auf unverantwortliche und den Volkswillen missachtende Bestrebungen zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten zu verzichten.
Nach dem knappen Nein zum CO2-Gesetz liegt die Hauptverantwortung zum Ausstieg aus Öl und Gas in Gebäuden bei den Kantonen. In den letzten zwei Jahren haben viele Kantone ihre Energiegesetze in diesem Sinne revidiert. In weiteren Kantonen stehen solche Weichenstellungen bevor, wobei die Abstimmung vom nächsten November in Zürich besondere Signalwirkung haben wird.