Geothermie deckt bis 2050 mindestens einen Viertel des Schweizer Wärmebedarfs. Davon geht der Verband Geothermie-Schweiz aus. Um dieses Potenzial nutzen zu können, sei der Bundesrat bereit, ein schweizweites Programm zur Erkundung des Untergrunds zu starten.
Pressedienst/Redaktion
2019 hat der Bundesrat das Netto-Null-Ziel für den CO2-Ausstoss bis 2050 festgelegt. Die Energieperspektiven
2050+ des Bundes prognostizieren gleichzeitig für 2050 einen Wärmebedarf von rund 70 TWh. Zu beiden Zielen trage die Geothermie wesentlich bei, schreibt Geothermie-Schweiz in einer Mitteilung. Gemäss neusten Untersuchungen könne Geothermie bis 2050 mindestens 17 TWh Wärme bereitstellen. Damit würde die Geothermie den Wärmebedarf der Schweiz 2050 zu mindestens 25% decken. Heute steuert die Geothermie erst 4% zur Wärmeversorgung bei.
Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft
Nach Berechnungen des Zürcher Beratungsunternehmens TEP Energy – es war auch bei der Erarbeitung der Energieperspektiven 2050+ beteiligt – und des Verbands Geothermie-Schweiz liegt das wirtschaftlich nutzbare Potenzial für geothermische Wärme aus mittleren Tiefen bei 8 TWh. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, sind rund 250 Wärme-Anlagen mit einer Tiefe von 1000 bis 2000 Metern nötig. Im Bereich der untiefen Geothermie gehört die Schweiz bereits heute zu den weltweiten Spitzenreitern. Ein Grossteil der 2019 produzierten 4 TWh geothermischer Wärme geht auf das Konto von Erdwärmesonden. Diese Produktion kann in Zukunft um mehr als das Doppelte auf mindestens 9 TWh gesteigert werden. Wenn die Geothermie 2050 pro Jahr mindestens 17 TWh Wärme liefert, liessen sich sich dadurch 4.5 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Geothermie-Schweiz erarbeitet nun einen konkreten Aktionsplan, um Städten, Gemeinden, Energieversorgern, Industrie und Landwirtschaft den Zugang zur Geothermie wesentlich zu erleichtern.
Bundesrat will Erkundungsprogramm für den Untergrund
Auch wenn das geothermische Potenzial im Schweizer Untergrund unbestritten ist, wird es bis heute in Tiefen ab 1000 Metern noch kaum ausgeschöpft. Hauptsächlicher Grund: Im Gegensatz zum benachbarten Ausland ist der Untergrund in der Schweiz noch praktisch unbekannt. Um diese Hürde für potenzielle Projektträger zu senken, verlangt die nationalrätliche FDP-Fraktion vom Bundesrat per Motion ein Programm zur schweizweiten Erkundung des Untergrunds. Der Bundesrat hat kürzlich beschlossen, den Auftrag entgegenzunehmen.
Erfolgreiche Beispiele
Bereits seit 1994 liefert die Geothermie-Anlage im baselstädtischen Riehen Wärme aus einer mittleren Tiefe von 1500 Metern und versorgt heute 8500 Personen. Aktuell sind auch mehrere Projekte dieser Grössenordnung in Entwicklung oder in Planung, so etwa in den Kantonen Bern, Freiburg, Genf, Waadt und Wallis.